WÜRZBURG (dpa-AFX) - Schöne Bescherung: Der Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer muss kurz vor Weihnachten seine Gewinnziele für das laufende Jahr senken und verweist auf das "weiterhin anspruchsvolle Marktumfeld". Am Montag folgt die entsetzte Reaktion der Börse: Die Aktie rauscht am Morgen zeitweise auf den tiefsten Stand seit März 2016 ab. Auch zahlreiche Analysten äußern sich skeptisch.

Das Würzburger Unternehmen begründete die gekappte Prognose damit, dass nicht alle Aufträge wie ursprünglich erwartet gewonnen worden seien und nicht alle für dieses Jahr vorgesehenen Abschlüsse getätigt werden konnten. Höhere Kosten bei der Auftragsabwicklung hätten zudem die Marge reduziert.

An der Börse rutschten die Papiere zu Wochenbeginn zeitweise um rund 13 Prozent ab, zuletzt betrug das Minus noch fast zehn Prozent. Der SDax, in dem die Aktie notiert ist, verbuchte gleichzeitig ein kleines Plus. Noch im April 2018 hatten die Anteilsscheine von Koenig & Bauer bei knapp 79 Euro ein Rekordhoch erreicht. Im Herbst desselben Jahres nahmen die Anleger dann verstärkt Gewinne mit. Seitdem zeigt der Trend nach unten - auch wegen Sorgen um die Geschäftsentwicklung.

Dass der Konzern seine Ziele womöglich nicht schaffen könnte, hatte sich bereits abgezeichnet. Zum Abschluss des dritten Quartals hatte sich der Vorstand wegen des unsicheren Wirtschaftsumfelds nicht mehr so zuversichtlich geäußert wie noch zu Jahresbeginn. Gleichzeitig drückte die bereits eingeläutete Wachstumsoffensive des Konzerns in den ersten neun Monaten deutlich auf die Ergebnisse. Koenig & Bauer will sich mit einer stärkeren Konzentration auf den Verpackungsdruck weniger abhängig von konjunkturellen Schwankungen machen.

Zumindest für dieses Jahr scheint dies trotz eingeläuteter Sparmaßnahmen nicht geglückt: Das Management plant nun für 2019 lediglich mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau, die Marge soll gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern zwischen 4 und 4,5 Prozent betragen. Ursprünglich wollte der Konzern im Jahr 2019 ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft um rund 4 Prozent sowie eine Ebit-Marge von rund 6 Prozent erreichen.

Die gesenkten Ziele liegen einem Händler zufolge sowohl auf Umsatz- als auch auf Margenebene unter den Markterwartungen. Henning Breiter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser zeigte sich vor allem vom Ausmaß der Prognosesenkung überrascht, wenngleich eine Kürzung der Ziele grundsätzlich bereits erwartet worden sei, wie er in einer am Montag veröffentlichten Studie schrieb.

Die mit der neuen Jahresprognose implizierten Zahlen für das Schlussquartal seien zwar solide, erklärte der Analyst. Allerdings sei ein Rekordquartal erwartet worden, nachdem die ersten neun Monate trübe ausgefallen seien und der Konzern Auslieferungen von bereits hergestellten Produkten wegen zunächst zu lösender Qualitätsprobleme auf das letzte Jahresviertel verschoben hätte.

Nach Einschätzung des H&A-Analysten dürfte der Konzern durch die ausgebliebenen Aufträge und Umsätze seine Produktionskosten nicht gedeckt haben, dadurch leide wiederum überproportional die Profitabilität. Breiter senkte zwar sein Kursziel auf 54 Euro. Für ihn bleibt die Aktie allerdings einen Kauf wert, da die Bewertung bereits wenig anspruchsvoll sei und er nahezu kein weiteres Rückschlagpotenzial mehr sehe. Auch dürften angesichts des Verbesserungspotenzials in der Produktionen die bereinigten Ergebnisse des Konzerns wiederum steigen, so der Analyst.

Den Geschäftsbericht für 2019 mit einer Prognose für das Jahr 2020 will Koenig & Bauer am 19. März veröffentlichen./tav/jha/jsl/mis