HAMBURG (dpa-AFX) - Bei Knorr-Bremse ist längst "nicht alles Gold, was glänzt" - zu diesem Schluss kommt Analyst Frederik Bitter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Die Wahrnehmung des Bremenspezialisten als weltweiter Marktführer mit soliden Wachstums- und Gewinnaussichten macht er sich in einer am Dienstag vorliegenden Studie nur teilweise zu eigen. Zudem seien die mittelfristigen Margenziele zu ehrgeizig und die Aktie zu teuer.

Trotz des mit den Konkurrenten Wabco und Wabtec vergleichbaren Umsatz-und Gewinnprofils werde Knorr-Bremse mit einem mehr als 20-prozentigen Aufschlag zur Branche gehandelt, kritisierte Bitter. Daher nahm er die Beobachtung mit dem Anlagevotum "Sell" auf. Das Kursziel von 70 Euro liegt knapp 27 Prozent unter dem aktuellen Bewertungsniveau.

Die mittelfristigen Unternehmensziele sieht Bitter mit gemischten Gefühlen. Das mittelfristig angestrebte Umsatzwachstum von viereinhalb bis fünfeinhalb Prozent hält er für realistisch, den geplanten Anstieg der operativen Marge (Ebitda) auf 20,2 bis 20,7 Prozent aber für ambitioniert. Angesichts des Rückgangs seit 2015 geht er lediglich von einer Stabilisierung bei rund 19 Prozent aus. Und selbst in diesem Bereich drohten Risiken durch eine überraschend deutliche Erosion der Verkaufspreise sowie mögliche höhere Entwicklungskosten für Nutzfahrzeug-Bremssysteme.

Optimistisch ist Bitter bei Bremssystemen für Schienenfahrzeuge. Knorr-Bremse dürfte seine Dominanz mit einem derzeitigen Marktanteil von 50 Prozent behaupten - trotz der Fusion des US-Konzerns Wabtec mit der Schienenfahrzeugsparte von General Electric (GE).

Doch im Nutzfahrzeugbereich drohe der Verlust der Führungsposition durch den geplanten Zusammenschluss des amerikanischen Autozulieferers Wabco mit dem deutschen Wettbewerber ZF. Hier habe Knorr-Bremse derzeit einen Marktanteil von 23 Prozent, Wabco komme auf 19 Prozent. Zudem könnte mit dem ehemaligen Partner Bosch ein weiterer direkter Konkurrent für Fahrassistenzsysteme auftauchen.

Mit der Einstufung "Sell" sieht Hauck & Aufhäuser auf Sicht von zwölf Monaten ein nachhaltiges Abwärtspotenzial von mehr als zehn Prozent./gl/mf/mis

Analysierendes Institut Hauck & Aufhäuser.

Veröffentlichung der Original-Studie: 02.07.2019 / 08:04 / MESZ Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 02.07.2019 / 08:07 / MESZ