(neu: Details zu Verschuldung und Kursentwicklung.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit möglichen Abspaltungen von Geschäftsteilen in Nordamerika holt der hoch verschuldete Dünger- und Salzproduzent K+S zum Befreiungsschlag aus. Da die niedrigen Kalipreise ein Erreichen der Finanziele schwierig machen, wurden Maßnahmen zum Schuldenabbau erarbeitet, wie K+S am Dienstag in Kassel mitteilte.

K+S hatte sich zuvor zum Ziel gesetzt, den Verschuldungsgrad relativ zum ersten Halbjahr 2017 bis Ende 2020 zu halbieren. Die jetzt angekündigten Maßnahmen sollen angesichts des Gegenwindes durch niedrige Kalipreise dabei helfen. Die K+S-Aktie legte auf die Nachricht hin deutlich zu.

Bis zum Handelsschluss ging es für die Papiere um 4,14 Prozent auf 10,805 Euro nach oben, nachdem sie zuvor im Handelssverlauf erstmals seit 2005 unter die Marke von 10 Euro gerutscht waren. Mit einem Minus von mehr als 31 Prozent sind die Anteilsscheine allerdings im bisherigen Jahresverlauf der zweitschwächste Wert im Index der mittelgroßen Werte MDax.

Für die operative Einheit Nordamerika, also vor allem das Salzgeschäft rund um Morton Salt, liegen laut einem Unternehmenssprecher "alle Optionen auf dem Tisch". Favorisiert werde ein Teilverkauf oder ein Börsengang. Für die Sparte Europa+, zu der auch das neue kanadische Kaliwerk Bethune zählt, komme ebenfalls ein Teilverkauf in Betracht.

Sinkende Kalipreise machen Herstellern wie K+S schon seit Monaten zu schaffen. So hatten die Hessen - wie andere Branchenteilnehmer auch - die Produktion zuletzt deutlich gedrosselt. Die Hoffnung ist, dass bei einem geringeren Angebot die Lager der Kunden schneller leer werden und dann höhere Verkaufspreise durchgesetzt werden können.

Konzernchef Burkhard Lohr hatte im Zuge dieser Produktionskürzungen zuletzt für 2019 nur noch mit einem leichten Wachstum des operativen Gewinns (Ebitda) auf rund 650 Millionen Euro gerechnet - und das im Vergleich zu einem bereits schwachen Jahr 2018. An diesem Ziel hält der Konzern weiterhin fest.

Zudem drückt Lohr auf die Kostenbremse: Neben den ohnehin geplanten Einsparungen erklärte er bei der Vorstellung der jüngsten Finanzzahlen Mitte November, dass auch die Investitionen sinken sollen. All das soll helfen, die Schulden im Griff zu behalten. So beliefen sich die Nettofinanzverbindlichkeiten ohne Berücksichtigung langfristiger Rückstellungen zum Ende des dritten Quartals auf rund 3 Milliarden Euro. Der Verschuldungsgrad, also Nettofinanzverbindlichkeiten im Verhältnis zum operativen Ergebnis (Ebitda), belief sich damit auf das 4,3-fache. Eigentlich soll der Wert bis Ende 2020 halbiert werden im Vergleich zum sehr hohen 8,1-fachen Ende des ersten Halbjahres 2017.

Der Konzern hat durch den milliardenteuren Bau des Kaliwerks Bethune in Kanada einen Schuldenberg angehäuft. Den abzutragen, dürfte angesichts der zuletzt schlechter laufenden Geschäfte schwieriger geworden sein. Laut dem Analysten Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan hatte das K+S-Management vor diesem Hintergrund jüngst eine Kapitalerhöhung nicht mehr ausgeschlossen.

Mit dem erwägten Verkauf von Unternehmensteilen versuchen die Kasseler nun womöglich, einen solchen Schritt zu vermeiden. Allein das neue kanadische Kaliwerk habe einen Wert von fast fünf Milliarden Euro, hieß es in der Mitteilung vom Dienstag. Dazu komme das margenstarke Portfolio an Düngemittelspezialitäten aus deutscher Produktion und die im Salzgeschäft gut aufgestellte operative Einheit "Americas" als kontinuierlicher Barmittel-Lieferant. Das nun erarbeitete Maßnahmenpaket ziele darauf, "Teile dieser Werte kurzfristig zu realisieren". Das Paket soll in den kommenden Monaten verfeinert und dann schrittweise umgesetzt werden.

"Der schnelle Abbau der Verschuldung hat für uns höchste Priorität", erklärte Manager Lohr. So betonte der Firmenchef auch Fortschritte bei den im Zuge der langfristigen Unternehmensziele geplanten Kostensenkungen. 2019 seien bereits Synergien von mehr als 100 Millionen Euro im Einkauf, der Produktion sowie Logistik und Vertrieb erreicht worden. Das sind zwei Drittel der im Rahmen der "Shaping 2030"-Strategie ab Ende 2020 geplanten dauerhaften Einsparungen von mehr als 150 Millionen Euro pro Jahr./mis/fba