ZÜRICH (dpa-AFX) - Dubiose Geschäfte rund um den Fußballverband Fifa und den staatlichen venezolanischen Ölkonzern Petróleos de Venezuela haben der Schweizer Bank Julius Bär eine scharfe Rüge eingebracht. Die Finanzmarktaufsicht Finma stellte von 2009 bis 2018 schwere Mängel in der Geldwäschebekämpfung und im Risikomanagement fest, wie sie am Donnerstag mitteilte. Das Fehlverhalten der Bank stehe im Zusammenhang mit mutmaßlichen Korruptionsfällen. Die Bank muss die Mängel beseitigen und darf auf Anordnung der Finma vorläufig keine komplexen Firmenakquisitionen durchführen.

Die traditionsreiche Privatbank ist einer der größten europäischen Vermögensverwalter. Ende 2019 verwaltete Julius Bär 426 Milliarden Franken (401 Mrd Euro), zwölf Prozent mehr als im Jahr davor.

Julius Bär erkennt die Schlussfolgerungen grundsätzlich an, wie die Bank mitteilte. Das Kontrollsystem sei schon gestärkt worden, weitere Verbesserungen seien in Arbeit. Die Bank habe ihren Fokus vom Neugeld-Wachstum auf nachhaltige Gewinnentwicklung verlagert. "Wir werden im Rahmen unserer neuen Strategie weiter mit Nachdruck in diese Bereiche investieren", sagte der Verwaltungsratspräsident der Julius Bär-Gruppe, Romeo Lacher, laut Mitteilung der Bank. Die Dokumentation über die Kunden sei verbessert worden.

Die Finma hatte unter anderem moniert, dass die Bank wiederholt auf klare Hinweise auf Geldwäscherei-Risiken nicht oder nicht entschieden genug reagiert habe. "Zum Beispiel fehlten häufig die Angaben dazu, wie die einzelnen Kunden zu ihrem Vermögen gekommen waren, weshalb sie bei Julius Bär ein Bankkonto eröffnen wollten oder welche Geschäfte sie planten", so die Finma.

Ein für Kunden aus Venezuela zuständiger Vermögensverwalter habe 2016 und 2017 noch große Boni erhalten, obwohl die Bank eine Reihe seiner Kunden der Meldestelle für Geldwäscherei gemeldet hatte. Das Problem seien nicht einzelne Kundenberater gewesen, sondern die Bank habe insgesamt eine "mangelhafte Compliance- und Risikokultur" gehabt./oe/DP/jha