MAILAND/MADRID/PARIS/FRANKFURT (dpa-AFX) - An Europas Finanzmärkten haben die Anleger nach den jüngsten Turbulenzen erst einmal durchgeschnauft. Am italienischen Anleihenmarkt gingen am Mittwoch die Renditen als Zeichen der Entspannung deutlich zurück. Die Aktienbörsen der Region verzeichneten überwiegend Gewinne. Händler sprachen von einer Gegenbewegung, nachdem am Dienstag die politische Krise in Italien die Kurse ins Taumeln gebracht hatte.

Zur Wochenmitte rückte der italienische Leitindex FTSE MIB um rund 1 Prozent auf 21 569,54 Punkte vor, nachdem er zuvor fünf Verlusttage in Folge verzeichnet hatte. Nun hätten Schnäppchenjäger zugegriffen und die Kurse damit angetrieben, schrieb Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com.

In Mailand gehörten einige zuletzt stark unter die Räder gekommenen Bankaktien wie Intesa Sanpaolo oder Mediobanca mit Gewinnen bis zu 3 Prozent zu den Favoriten. Die Institute haben besonders viele heimische Staatsanleihen im Depot, so dass die jüngsten Kursverluste bei den Papieren negativ auf die Bilanz durchschlagen können.

Italienische Staatsanleihen waren nach dem Ausverkauf am Dienstag wieder gefragter. Im Gegenzug ging ihre Rendite zurück. Zehnjährige Schuldpapiere rentierten mit 3,03 Prozent und damit 0,09 Prozentpunkte niedriger als am Vortag. Die Rendite zweijähriger Anleihen fiel wesentlich stärker, war allerdings am Dienstag auch massiv gestiegen. Die Risikoaufschläge italienischer gegenüber als sicher geltenden deutschen Anleihen gingen ebenfalls zurück.

In dem hoch verschuldeten Land steht derweil die Bildung einer Übergangsregierung wieder in Frage. Der designierte Premier Carlo Cottarelli will sich für die Zusammensetzung eines Kabinetts mehr Zeit nehmen.

Allerdings ist wahrscheinlich, dass Cottarelli keine Unterstützung im Parlament bekommt - von keiner Partei. Die Lega und die Sterne wollen deshalb so schnell wie möglich wählen lassen - selbst der Juli war im Gespräch.

Die politische Unsicherheit in Italien sollte daher noch für einige Zeit hoch bleiben, so dass die Aktienkurse unter Druck bleiben dürften, schrieb Volkswirtin Silvia Ardagna von der US-Bank Goldman Sachs. Grund zur Sorge gebe zum Beispiel die von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega geplante Wirtschaftspolitik, die mit einer höheren Staatsverschuldung und insofern mit einer geringeren Kreditwürdigkeit des Landes einhergehen könnte./la/bgf/jha/