AMSTERDAM (awp international) - Hohe Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle wegen der Corona-Krise haben der niederländischen Grossbank ING im ersten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 670 Millionen Euro und damit 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Geldhaus am Freitag in Amsterdam mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem deutlich stärkeren Einbruch gerechnet.

An der Börse kamen die Nachrichten entsprechend gut an. Die ING-Aktie legte in Amsterdam am Morgen um mehr als sechs Prozent zu und setzte sich damit an die Spitze des Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50 . Seit die Corona-Krise im Februar die Aktienmärkte richtig erfasst hat, hat die ING-Aktie an der Börse allerdings rund 48 Prozent eingebüsst und damit etwas mehr als der europäische Bankenindex.

Im ersten Quartal legte die ING 661 Millionen Euro für den Ausfall von Darlehen zurück, mehr als dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Branchenexperten hatten mit einer noch höheren Summe gerechnet. Der Löwenanteil entfiel auf Kredite von grossen und mittelgrossen Firmenkunden. In Deutschland packte der Konzern 13 Millionen Euro in die Risikovorsorge, nachdem er die Rückstellungen für wackelnde Kredite ein Jahr zuvor sogar hatte zurückfahren können.

Dank geringerer Steuern konnte die ING ihren Gewinn in Deutschland im ersten Quartal dennoch leicht steigern. Der Konzern ist hierzulande vor allem mit ihrer Direktbank ING vertreten, die bis Ende 2018 noch unter dem Namen ING DiBa aufgetreten war.

Während die Erträge der Bank in Deutschland sogar wuchsen, gingen sie konzernweit um 1,4 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zurück. Höhere Provisionseinnahmen federten Rückgänge an anderer Stelle ab.

ING-Chef Ralph Hamers sieht die Bank trotz der jüngsten Belastungen finanziell gut aufgestellt, um durch die Krise zu steuern. Angesichts der Unsicherheit, wie sich die Corona-Krise weiter entwickelt, will das Management aber noch genauer die Betriebskosten des Instituts im Blick behalten./stw/mis/jha/