(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz und weitere Details zum Aktienkurs)

NEUBIBERG (dpa-AFX) - Trotz schwieriger Marktbedingungen in der Halbleiterbranche hat der Chiphersteller Infineon ein solides drittes Quartal hingelegt. Obwohl die Flaute an den Automärkten und das schwächere Wachstum in China auch am Dax-Konzern aus Neubiberg bei München nicht spurlos vorbeigehen, zeigte sich Vorstandschef Reinhard Ploss zufrieden. Die Nachfrage sei insgesamt solide gewesen. Er verwies allerdings auch darauf, dass größere Wachstumsimpulse von April bis Juni ausgeblieben seien.

Dennoch bestätigte der Manager die im März gekappte Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2018/2019 (per Ende September). Demnach rechnet Infineon mit einem Umsatz von 8 Milliarden Euro und einer operativen Marge (Segmentergebnis-Marge) von 16 Prozent. "Die strukturellen Treiber in unseren Zukunftsmärkten sind intakt und die langfristige Wachstumsperspektive ist weiterhin gut", erklärte Ploss. Infineon plant deshalb weiter Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, unter anderem für den Ausbau der Fertigungskapazitäten.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Am Mittag gehörte die Aktie mit einem Kursplus von einem Prozent zu den besseren Dax-Titeln. Seit Jahresbeginn steht für die Aktien aber ein Minus von einem knappen Prozent zu Buche. In den zurückliegenden zwölf Monaten haben die Papiere sogar rund ein Fünftel an Wert verloren.

Im Vergleich zum Vorjahr konnte Infineon im dritten Quartal die Erlöse um 4 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro steigern. Zum Vorquartal verzeichnete der Chiphersteller immerhin noch ein Plus von zwei Prozent und lag damit im Rahmen der eigenen Erwartungen. Infineon profitierte dabei auch vom stärkeren US-Dollar und konnte in allen vier Segmenten wachsen.

Das operative Ergebnis ging im Jahresvergleich jedoch um elf Prozent auf 317 Millionen Euro zurück. Zum Vorquartal stand ein Minus von 5 Prozent zu Buche, auch weil Infineon Kosten für frühere Übernahmen, unter anderem des US-Konzerns International Rectifier, verbuchen musste. Analysten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.

Unter dem Strich verdiente Infineon im dritten Quartal 224 Millionen Euro. Der Überschuss sank damit im Jahresvergleich um 17 Prozent und zum Vorquartal um 3 Prozent. Aufgrund der teils starken Schwankungen werden Geschäftszahlen in der volatilen Chipbranche üblicherweise mit dem Vorquartal verglichen.

Analyst Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs bewertete den operativen Gewinn positiv. Dieser sei besser als erwartet ausgefallen. Vor dem Hintergrund eines schwächelnden Halbleitermarktes profitiere Infineon von einer insgesamt robusten Nachfrage.

In der Sparte mit Chips für die Autoindustrie (ATV), die fast die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht, verzeichnete Infineon mit einem Zuwachs von 6 Prozent zum Vorjahr das größte Wachstum. Allerdings fiel die Steigerung zum Vorquartal mit nur einem Prozent gering aus.

"Auch wir haben ein deutlich geringeres Wachstum zu verzeichnen", sagte Ploss. Infineons Vorteil sei jedoch, dass der Halbleiteranteil im Auto sehr stark steige. Mit Technik für assistiertes und elektrisches Fahren bediene das Unternehmen zudem Felder, die andere Wettbewerber so nicht bedienen könnten.

In der Sparte IPC, die Chips für die Industrie liefert, erwies sich die deutlich gestiegene Nachfrage in den Bereichen Fotovoltaik und Wind als Treiber. Der Umsatzanstieg in der PMM-Sparte lag laut Mitteilung an der saisonal steigenden Nachfrage nach Chips für mobile Endgeräte. In der PMM-Sparte ist unter anderem das Geschäft mit Chips für die Stromversorgung sowie mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets gebündelt.

Für das laufende vierte Quartal erwartet Infineon einen Umsatzanstieg von im Mittel einem Prozent. Allerdings könnte der Erlös auch um ein Prozent zurückgehen oder um bis zu 3 Prozent wachsen. Die operative Marge soll 14,5 Prozent in der Mitte der Umsatzspanne betragen.

Perspektivisch will der Konzern wieder zum dauerhaften hohen Wachstum der Vergangenheit zurückkehren. Deshalb peilt der Chiphersteller wie bereits bekannt die Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor an. Es wäre der größte Zukauf in der eigenen Geschichte. Zur Finanzierung hatte sich Infineon jüngst einen Teil des Geldes über eine Kapitalerhöhung besorgt. Insgesamt soll der Zukauf Infineon 9 Milliarden Euro kosten. Bis Anfang 2020 soll der Deal abgeschlossen sein, wenn die Cypress-Aktionäre sowie die Wettbewerbsbehörden zustimmen./eas/men/jha/