Zürich (awp) - Der frühere Pharmamanager André Wyss steht dem Baukonzern Implenia seit einem halben Jahr als Konzernchef vor. Dieser erklärt sich im Gespräch mit der "Finanz und Wirtschaft" zur neuen Strategie, zu den Auslandengagements und den Perspektiven des grössten Schweizer Baukonzerns.

Anfangen musste Wyss nach einer Überprüfung der Risiken vergangenen Dezember mit Wertberichtigungen und einer Gewinnwarnung, Ende Februar wurden dann die die neue Organisation und die Strategie vorgelegt. "Die Umsetzung läuft. Mit den Fortschritten sind wir zufrieden", erklärt Wyss, der gleichzeitig versichert: "Wir haben alle Altlasten bereinigt."

Gleichwohl sei 2019 ein Übergangsjahr für Implenia. Der Konzern rechne nach wie vor einen Betriebsgewinn EBITDA von über 150 Millionen Franken vor Investitionen in die Umsetzung der Strategie. Diese schätzt Wyss auf rund 20 Millionen. 2018 erreichte der EBITDA knapp 90 Millionen Franken. "Diese Guidance ist offenbar als Enttäuschung aufgefasst worden", sagt der Implenia-Chef mit Blick auf den stark gesunkenen Aktienkurs.

Als eine Massnahme wurde bei Implenia von der Linien- zu einer Matrixorganisation gewechselt. Wyss gewinnt dem Schritt nur Gutes ab: Implenia habe heute sogar weniger Schnittstellen als früher, da zum Beispiel der ganze Tiefbau zusammengefasst worden sei. Auch im Hochbau haben man die Aktivitäten konzentriert. Und das Risikomanagement von Implenia - es war in der Vergangenheit nicht immer optimal - werde derzeit überarbeitet

Wollen ein Top-Player werden

Wachstumsmöglichkeiten für Implenia in der Schweiz sieht Wyss in erster Linie in der Immobilienentwicklung sowie im Infrastrukturbau: "Die Projekte werden grösser und komplexer, da sind wir gut aufgestellt."

Im internationalen Geschäft wolle Implenia in den kommenden zwei bis drei Jahren die bestehenden Engagements konsolidieren. "Danach werden wir schauen, in welchen Märkten sich Möglichkeiten für uns bieten." In diesen Märkten werde Implenia in erster Linie organisch wachsen. "Grössere Akquisitionen stehen nicht im Vordergrund. Kleine, ergänzende Zukäufe sind jedoch möglich", sagte Wyss.

Dieser sieht viele Chancen für Implenia auf den internationalen Märkten. "Die Urbanisierung und die Mobilität treiben die Nachfrage nach Bauleistungen. Die Internationalisierung und die Konsolidierung sind noch lange nicht abgeschlossen. Wir wollen ein Top-Player und ein führender multinationaler Baudienstleister werden."

Anzeichen dafür, dass Implenia selbst zu einem Übernahmeobjekt wird, sieht Wyss nicht: "Wir haben derzeit keine Anzeichen, dass jemand Interesse an uns hat."

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