(neu: Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von Hochtief haben am Donnerstag verschnupft auf die überraschende Einstellung des laufenden Aktienrückkaufprogramms reagiert. Die Papiere des Baukonzerns gerieten deutlich unter Druck und fielen bis zum Handelsschluss um annähernd 8 Prozent. "Wenn schon das eigene Unternehmen nicht mehr kaufen will, dann muss es der Investor auch nicht machen", kommentierte ein Aktienhändler.

Hochtief erklärte, im Rahmen des seit Mitte Januar laufenden Programms seien rund 0,95 Millionen Aktien zurückgekauft worden. Vorgenommen hatte sich das Unternehmen bis zu 2,78 Millionen Papiere.

SPEKULATIONEN ÜBER GROSSAKTIONÄR

Seit der Ankündigung des Rückkaufs hatte der Aktienkurs von gut 80 auf zwischenzeitlich über 100 Euro zugelegt. Händler spekulierten, der Rückkauf sei durch den Kursanstieg einfach zu teuer geworden und durch den Stopp solle "etwas Luft" aus dem Kurs gelassen werden.

Ohnehin wird der Aktienrückkauf von so manchem Beobachter als versteckte Anteilsaufstockung durch Großaktionär ACS gewertet. Der spanische Baukonzern ACS hält an Hochtief knapp 67 Prozent. Zudem hat Hochtief nun 7,32 Prozent der eigenen Aktien erworben. Sollten die Essener die Aktien einziehen, würde sich der ACS-Anteil automatisch weiter erhöhen. ACS hatte Hochtief im Jahr 2011 mehrheitlich übernommen.

'BÄUME WACHSEN NICHT IN DEN HIMMEL'

Hochtief-Aktien hätten sich seit geraumer Zeit klar besser entwickelt als der MDax , hob Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe hervor. Seit Jahresbeginn waren sie mit einem Anstieg von über 17 Prozent bis zum Vortag mit Abstand bester Wert im gleichzeitig schwächelnden Index mittelgroßer Werte. Erst am Montag hatten sie mit 103,15 Euro ein neues Rekordhoch erreicht. Bis zum Handelsschluss rutschen sie nun um 7,57 Prozent auf 93,17 Euro ab. Damit waren sie das Schlusslicht im schwachen Index der mittelgroßen Werte.

"Jetzt realisiert wohl nicht nur das Management, dass die Bäume nicht unbedingt in den Himmel wachsen", sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner zum Stopp des Aktienrückkaufs. Zuvor habe sich der Baukonzern allerdings auch besonders stark entwickelt dank des international guten Geschäfts und des in Europa besonders starken Baubooms. Die Branche profitierte von sehr niedrigen Leitzinsen, die viel Geld in den Sektor gelockt hätten./fat/ag/das/la