FRANKFURT/MAILAND (dpa-AFX) - Der mögliche Verlust der Straßenbetriebslizenz in Italien nach dem Brückeneinsturz von Genua hat die Aktien des Mautstraßenbetreibers Atlantia am Donnerstag belastet. Sie fielen am Vormittag um fast ein Viertel auf 17,85 Euro. Der Handel hatte später begonnen, nachdem sich deutliche Verluste abzeichneten.

Autostrada, Betreiber der Brücke in Genua, deren Einsturz rund 40 Menschen das Leben kostete, gehört zum Großteil zu Atlantia. Italienische Regierungsmitglieder machen den privaten Betreiber der Autobahn für die Katastrophe verantwortlich und wollen ihm die Lizenz entziehen. Wenngleich dem Betreiber im Falle eines Lizenzentzugs eine Ausgleichszahlung zustünde, könnte solch ein Schritt Folgen für die Aktionäre und Anleihebesitzer von Atlantia haben, teilte der Konzern mit.

Atlantia dürfte seiner Einschätzung zufolge zwar alle vertraglichen Bedingungen erfüllt haben, doch entstehe durch die Regierungspläne längerfristige Unsicherheit, erklärte Analyst Enrico Bartoli vom Investmenthaus Mainfirst. Er strich seine Empfehlung und stufte die Aktien auf "Neutral" ab. Das Kursziel senkte er von 30,50 auf 23,40 Euro.

Auch Analystin Olivia Peters von der australischen Bank Macquarie reagierte auf die herrschende Ungewissheit mit einer Zielsenkung. Sie reduzierte es von 32 auf 26 Euro und stufte die Aktien ebenfalls von "Outperform" auf "Neutral" ab. Neben dem drohenden Lizenzentzug sowie möglichen - eigentlich versicherten - Kosten im Zusammenhang mit dem Unglück, verwies sie auf Störungen auf der wichtigen Verkehrsroute. Das könnte die Geschäfte belasten.

Im Sog der schlechten Branchenstimmung fielen die Papiere des deutschen Baukonzerns Hochtief am Donnerstag um rund zweieinhalb Prozent. Für die Anteilsscheine der spanischen Hochtief-Mutter ACS ging es um mehr als 4 Prozent abwärts.

Hochtief steckt gemeinsam mit ACS und Atlantia mitten in der Übernahme des Mautstraßenbetreibers Abertis für insgesamt mehr als 18 Milliarden Euro. Hochtief hält die Mehrheit. In einem weiteren Schritt soll das lukrative Unternehmen von der Börse genommen und in eine gemeinsame Gesellschaft mit ACS Atlantia eingebracht werden.

In den vergangenen Jahren hatten auch Versicherer und Vermögensverwalter in den Infrastruktursektor investiert. So hatte sich Allianz Global Investors 2017 einen kleineren Anteil an Autostrada gesichert./mis/ag/fba