- von Tom Käckenhoff

"Für jeden Interessenten gilt, ohne Fair-Owner-Vereinbarung mit der IG Metall, ohne klare Zusagen für die Beschäftigten gibt es von uns keine Zustimmung", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der Nachrichtenagentur Reuters. Thyssenkrupp habe mit der Sparte ein hochprofitables und attraktives Unternehmen entwickelt. Insofern sei es gerechtfertigt, dass es jetzt einen Bieterwettbewerb um eine möglichst hohe Bewertung gebe. "Aber ich sage auch ganz deutlich: Es muss und wird auch einen Bieterwettbewerb geben in Sachen Fairness gegenüber den Beschäftigten."

Hofmann reagierte auf Aussagen des finnischen Konkurrenten Kone, der zu den hartnäckigsten Interessenten für die milliardenschwere Thyssenkrupp-Tochter zählt. Kone-Chef Henrik Ehrnrooth hatte vor wenigen Tagen gegenüber Reuters bekräftigt, dass sein Konzern sehr interessiert sei. Auf die Frage nach möglichen Hürden durch die EU-Wettbewerbshüter hatte er entgegnet, das mit den Kartellwächtern erst gesprochen werde, wenn der Fall auch auf dem Tisch liege. "Wir haben nicht darüber diskutiert, irgendwelche unserer eigenen Geschäfte zu verkaufen." Es könne aber sein, dass einige Teile von Thyssenkrupp abgegeben werden müssten.

IG METALL LÄSST MUSKELN SPIELEN - FORDERT ZUKUNFTSKONZEPT

Gewerkschaftschef Hofmann betonte, es gefalle ihm überhaupt nicht, wenn Kone als einer von vielen Interessenten jetzt schon öffentlich darüber spekuliere, Teile von Thyssenkrupp Elevator abgeben zu wollen. "Das ist ganz sicher kein gutes Angebot für die Beschäftigten." Die Tochter beschäftigt der Gewerkschaft zufolge weltweit etwa 53.000 Mitarbeiter, davon rund 5000 in Deutschland.

Die Aufzugssparte ist die Ertragsperle des Konzerns. Experten beziffern ihren Wert auf zwölf bis 17 Milliarden Euro. Für Thyssenkrupp war Elevator lange Zeit unantastbar. Unter dem Druck hoher Verluste und Schulden will der Ruhrkonzern mindestens einen Teil an die Börse bringen oder verkaufen. Nach Reuters-Informationen sind mindestens zehn Bieter im Rennen. Neben Kone gehören dazu Hitachi, Brookfield, CVC, Hellman & Friedman, ein Bündnis aus Blackstone und Carlyle sowie eines aus Advent, Cinven und der Abu Dhabi Investment Authority.

Sollte Thyssenkrupp eine Mehrheit von Elevator verkaufen, müsste dies der Arbeitnehmerseite zufolge vom Konzernaufsichtsrat gebilligt werden. In dem Gremium stellen die Arbeitnehmervertreter die Hälfte der 20 Sitze.

"Wir haben in der Grundlagenvereinbarung mit dem Vorstand klipp und klar festgelegt, dass jeder Bieter vor einem Signing zunächst mit uns eine Vereinbarung erzielen muss", sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Markus Grolms, Reuters. "Davon werden wir keinen Millimeter abrücken", fügte der IG Metall-Sekretär hinzu. "Wir fordern von jedem möglichen Käufer ein klares Zukunftskonzept. Eine Zerfledderung von Elevator machen wir nicht mit. Das gilt auch für Kone."