STOCKHOLM (awp international) - Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (H&M) hat wegen der Corona-Krise im zweiten Geschäftsquartal ein deutliches Minus eingefahren. Der Konzern, der wegen der Pandemie zeitweise mehrere tausend Läden hatte schliessen müssen, wird nun im Laufe des Jahres unter dem Strich sein Filialnetz weltweit um rund 40 Läden verkleinern, wie H&M am Freitag in Stockholm mitteilte.

Als Reaktion auf die Nachrichten gaben die Aktien des in Stockholm gelisteten Unternehmens bis zum Mittag um fast 2,3 Prozent auf rund 145 Schwedische Kronen nach. Damit geht es nach der Erholung aus dem Corona-Tief bis Anfang Juni auf über 168 Schwedische Kronen wieder abwärts. Im März war die Bewertung auf rund 98 Schwedische Kronen gefallen, nachdem sie Ende Januar noch 214 Kronen erreicht hatte.

Das zweite Quartal des Geschäftsjahres begann Anfang März und lief bis Ende Mai, es umspannt damit die bisherige Hochphase der Corona-Krise in Europa. Im Berichtszeitraum belief sich der Verlust nach Steuern auf 4,9 Milliarden schwedische Kronen (470 Millionen Euro), im Vorjahresquartal hatte H&M noch einen Gewinn von 4,5 Milliarden schwedische Kronen eingefahren. Bereinigt um Sondereffekte lag das Ergebnis unter den Erwartungen von Analysten.

Trotz der Belastungen verfügt das Unternehmen den eigenen Angaben zufolge über ausreichend Liquidität: Ende Mai belief sich der Barmittelbestand auf 12,7 Milliarden schwedische Kronen.

Nach Konzernangaben waren Mitte April rund 80 Prozent der H&M-Läden dicht. Zwar konnte das Online-Geschäft im gesamten Quartal fast um ein Drittel zulegen, doch wie bereits bekannt, sanken die Gesamterlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um die Hälfte auf 28,66 Milliarden Schwedische Kronen (2,7 Milliarden Euro).

Marktexperten zeigten sich von den Zahlen dennoch wenig überrascht. Das zweite Quartal des Modeunternehmens sei wie erwartet ausgefallen, hiess es von Analyst Simon Irwin von der Schweizer Bank Credit Suisse. Überraschend sei hingegen der geringe Lagerbestand gewesen. Er blieb bei seiner ablehnenden Bewertung und veränderte auch sein Kursziel von 132 schwedischen Kronen nicht.

Auch die US-Bank Goldman Sachs empfahl zuletzt weiterhin einen Verkauf der Papiere mit einem Kursziel von 115 Schwedischen Kronen. Jedoch sah Marktexperte Richard Edwards in seiner ersten Einschätzung auch positive Entwicklungen. So lobte er den zunehmenden Einsatz von Datenanalyse zur Verbesserung des Online-Geschäfts. Auch könnten Umsatz und Gewinn im Falle eines raschen Endes der Corona-Pandemie wieder stark zulegen.

Bei der Digitalisierung will H&M auch weiterhin aufs Tempo drücken, um den sich schnell verändernden Kundenwünschen nachzukommen. Dies sei durch die Pandemie beschleunigt worden.

Mitbewerber wie die Zara-Mutter Inditex sind den Schweden hierbei schon einen Schritt voraus. Als Reaktion auf die Verluste in der Corona-Krise will Konzernchef Pablo Isla nun bis 2022 weitere 900 Millionen Euro jährlich für den Unternehmensumbau und den Ausbau des Online-Handels stecken, hiess es Anfang Juni. Allein rund eine Milliarde Euro soll in den nächsten drei Jahren in die Digitalisierung fliessen. Damit setzt der Konzern seine Investitionen der vergangen Jahre fort./ssc/knd/fba