Nach ersten Erkenntnissen von Insolvenzverwalter Michael Jaffé hatte das Unternehmen aus Grünwald bei München fast eine Million Container mehr an rund 54.000 Anleger verkauft als es überhaupt gab. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft München I nun gegen ehemalige und aktuelle Geschäftsführer von P&R wegen Betrugsverdachts, wie sie am Donnerstag mitteilte. P&R war Mitte März in die Insolvenz gerutscht. Damals hieß es, die Mieteinnahmen aus der Containerflotte, die P&R an Reeder und Leasinggesellschaften vercharterte, hätten nicht mehr gereicht, um die Verpflichtungen gegenüber den Anlegern zu decken, die rund 3,5 Milliarden Euro in die Container investiert hatten.

Nun hat sich laut Jaffé herausgestellt, dass die Anleger von P&R zwar rund 1,6 Millionen Container als Kapitalanlage gekauft hatten, die Flotte aber zuletzt nur noch aus 618.000 Containern bestand. Die Lücke sei bereits seit 2007 immer größer geworden. P&R hatte die Container überwiegend an Privatanleger verkauft und zurückgemietet. Eine Schwesterfirma im schweizerischen Zug vermietete die Container wiederum an Leasinggesellschaften und Reeder weiter. Zeitweise galt P&R als größter Schiffscontainer-Vermieter der Welt.

Nach einigen Jahren wurden die Container von den Anlegern zurückgekauft, teilweise zu vorab garantierten Preisen. Von 2012 bis 2016 litt P&R aber unter der Krise in der Schifffahrt, die auch die Container-Preise nach unten zog. Jaffé zufolge hat das Unternehmen Container veräußert, um die Mieten zu zahlen und die Stahlboxen von den Anlegern zurückkaufen zu können. Diese hätten vielfach seit Jahrzehnten in P&R investiert, mehr als die Hälfte von ihnen seien über 60 Jahre alt.

Der langjährige Geschäftsführer von P&R war 2016 gestorben, danach übernahm Firmengründer Heinz Roth wieder die Leitung. Seit knapp einem Jahr gibt es einen neuen Geschäftsführer. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, zwei der Beschuldigten hätten "umfängliche Kooperationsbereitschaft" gezeigt, ohne Namen zu nennen.

Der Insolvenzverwalter versucht, die Schweizer Gesellschaft am Leben zu erhalten, damit die Container-Vermietung nicht ins Stocken gerät und die Anleger wenigstens einen Teil des Geldes zurückbekommen. Sonst drohten die Container zwangsverwertet zu werden. "Nur wenn es gelingt, die Mieteinnahmen aus den nahezu vollständig vermieteten Containern zu sichern und diese später zu verwerten, kann es zu einer substanziellen Verteilung an die Anleger kommen", sagte Jaffé. In Zug agiert Roth weiter als Geschäftsführer.