HANNOVER (awp international) - Der Rückversicherer Hannover Rück hat 2019 trotz höherer Schäden so viel verdient wie nie zuvor. Auch dank eines Sondergewinns im Zusammenhang mit der Generali Lebensversicherung stand unter dem Strich ein Überschuss von 1,28 Milliarden Euro, wie der weltweit drittgrösste Rückversicherer am Mittwoch auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Die Vertragserneuerung zum Jahreswechsel verschaffte dem Unternehmen zudem Rückenwind für 2020. Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz hätte bei seinen Kunden aber gern noch stärker an der Preisschraube gedreht.

Anleger reagierten positiv. Für die Hannover-Rück-Aktie ging es bis zum Mittag um 0,90 Prozent auf 180,10 Euro aufwärts, womit sie aber dem MDax ein wenig hinterhinkte. Seit einem Jahr hat sie rund 40 Prozent an Wert gewonnen. Nachdem Henchoz seine Gewinnprognose für 2019 schon im Herbst auf "mehr als 1,25 Milliarden Euro" angehoben hatte, hatten Analysten bereits mit einem Ergebnis in dieser Grössenordnung gerechnet. Auch das Gewinnziel für 2020 war bereits bekannt.

Mit 1,28 Milliarden Euro verdiente die Hannover Rück 2019 über ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor und übertraf ihr bisheriges Rekordergebnis von 2016 um neun Prozent. Allerdings profitierte der Konzern diesmal von einem Sondereffekt bei seiner Beteiligung an dem Lebensversicherungsabwickler Viridium. Dieser hatte im April den deutschen Lebensversicherer Generali Leben übernommen, um dessen vier Millionen Kundenverträge bis zum Ablauf weiterzuführen.

Die Neubewertung der Viridium-Beteiligung trieb den Hannover-Rück-Gewinn um rund 100 Millionen Euro nach oben. Weil sich dieser Effekt kaum wiederholen dürfte, peilt die Konzernspitze für 2020 einen Überschuss von rund 1,2 Milliarden Euro an. Bereinigt um den Sondereffekt bliebe der Gewinn damit etwa auf dem Niveau von 2019.

Im abgelaufenen Jahr musste die Hannover Rück unterdessen mehr Geld für Schäden aufwenden als ursprünglich geplant. Zwar legten die Prämieneinnahmen im Jahresvergleich um fast 18 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Doch nach Abzug von Schäden, Verwaltung und Vertrieb blieb davon weniger übrig als geplant. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich von 96,5 auf 98,2 Prozent. Eigentlich hatte der Vorstand hier maximal 97 Prozent angepeilt. Die endgültigen Jahreszahlen will die Hannover Rück am 11. März vorlegen.

Unterdessen verzinsten sich die Kapitalanlagen des Konzerns zwar mit vergleichsweise hohen 3,5 Prozent. Das lag allerdings an dem Effekt aus dem Viridium-Generali-Deal, den die Hannover Rück bei ihren Kapitalanlagen verbucht. Im laufenden Jahr dürfte die Kapitalanlagerendite infolge der anhaltenden Niedrigzinsen auf 2,7 Prozent sinken, hiess es.

Um so wichtiger ist es dem Vorstand, im Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Axa an der Preisschraube drehen zu können. Bei der wichtigen Vertragserneuerung zum 1. Januar, bei der rund zwei Drittel der Verträge in der Schaden-Rückversicherung zur Neuverhandlung anstanden, konnte die Hannover Rück im Schnitt 2,3 Prozent höhere Prämien durchsetzen. Das erneuerte Prämienvolumen wuchs währungsbereinigt um 14 Prozent.

"Wir blicken auf eine solide Haupterneuerung zurück, die unsere Erwartungen weitgehend getroffen hat", sagte Henchoz. Bei Naturkatastrophenschäden sei das Prämienniveau aber immer noch zu niedrig. Obwohl Rückversicherer für Sturmschäden aus früheren Jahren weiteres Geld zurücklegen mussten und die Taifune "Hagibis" und "Faxai" erneut für hohe Schäden sorgten, hätten die Preise im Katastrophengeschäft insgesamt lediglich stagniert.

Nun hofft Henchoz bei den weiteren Erneuerungsrunden zum 1. April und 1. Juli mit einem stärkeren Anstieg. Dann stehen mehr Verträge aus Japan und den USA zur Neuverhandlung an, wo Naturkatastrophen zuletzt wieder zu hohen Schäden geführt hatten./stw/mis/jha/