HAMBURG (dpa-AFX) - Die lange Durststrecke des Hamburger Hafens geht nach den Erwartungen der Hafenunternehmen bald zu Ende. "Mit dem Beginn der Baggerarbeiten für die Elbvertiefung im kommenden Frühjahr ist die Gefahr eines weiteren Abstiegs gebannt", sagte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, am Dienstag in der Hansestadt. Er erwarte im nächsten Jahr einen leicht steigenden Güterumschlag für den Hafen und auch der wichtige Containerumschlag werde zunehmen. Um aber wieder nach vorne zu kommen, "müssen die Maßnahmen abgeschlossen sein".

Der Hafen könne in zwei Jahren einen Aufholprozess beginnen, nachdem er immer weiter hinter die Konkurrenz zurückgefallen sei. In einem Vergleich über zehn Jahre hätten Rotterdam und Antwerpen jeweils um 27 Prozent zugelegt, Hamburg aber um fast elf Prozent verloren. Es sei ihm unverständlich, dass die Baggerarbeiten erst nach der endgültigen juristischen Entscheidung ausgeschrieben worden seien, sagte Bonz. Damit verzögere sich die Elbvertiefung um eine weiteres halbes Jahr. Nach den Planungen sollen die Arbeiten in den ersten Monaten des Jahres 2021 abgeschlossen sein.

Im laufenden Jahr verliert der Hamburger Hafen abermals Ladung und wird am Ende voraussichtlich bei einem Gesamtumschlag von rund 136 Millionen Tonnen und 8,8 Millionen Standardcontainern (TEU) landen. Bonz sagte, die schlechte Entwicklung des Hamburger Hafens liege nicht allein an der nautischen Erreichbarkeit, sondern auch an anderen Defiziten. So habe der Hafen Ladung eingebüßt, weil er beim Verfahren zur Erhebung der Einfuhr-Umsatzsteuer gegenüber den Konkurrenzhäfen benachteiligt sei. Der Hafen und der gesamte Wirtschaftsstandort sei auf gute und intakte Verkehrswege angewiesen. Der Zustand der Infrastruktur und die Vielzahl von Baustellen beeinträchtigten die Logistik in zunehmendem Maße.

Die Hafenunternehmen sehen eine Reihe von ungelösten Problemen, die für die Zukunft des Hafens dringend angegangen werden müssten. So gebe es noch keine festen Planung für den Ersatz der Köhlbrandbrücke, die noch längstens bis 2030 in Betrieb bleiben könne. "Angesichts der langen Planungs- und Bauzeiten in Deutschland ist es eine Sekunde vor zwölf", sagte Bonz. Die Hafenunternehmen seien für eine Tunnellösung an Stelle einer höheren Brücke, wenn auch Gefahrgüter durch den Tunnel transportiert werden könnten. Das sei aber nach den bisher vorliegenden Informationen machbar.

Ebenfalls unter Zeitdruck stehe Hamburg bei der Entwicklung einer Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas (LNG). In den nächsten beiden Jahren würden die ersten Schiffe in den Hafen kommen, die mit LNG angetrieben werden. Sie hätten in Hamburg keine Möglichkeit, ihre Treibstoffvorräte aufzufüllen oder zu ergänzen. Gegenwärtig bemühen sich Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven um ein LNG-Importterminal, das dann auch Hamburg mit dem Schiffstreibstoff versorgen würde./egi/DP/fba