FRANKFURT (dpa-AFX) - Sie ist ein Pflichtprogramm für Hamburg-Besucher: Die große Hafenrundfahrt. Wer bei Barkassen Ehlers, Kapitän Prüsse oder einem der vielen anderen Schipper an Bord geht, wird für anderthalb bis zwei Stunden in eine faszinierende Welt von Brücken, Schleusen, chinesischen Riesencontainerschiffen und vollautomatischen Lagerkränen entführt. Den Besuchern eröffnet sich ein Szenario wie ein Wimmelbild, orchestriert vom Hafenbetreiber HHLA. Dessen Aktien stehen auch bei Analysten hoch im Kurs, wenngleich dieser seit Jahren dahindümpelt. Was bei HHLA los ist, was die Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI HHLA:

Die Wurzeln des Hamburger Hafenbetreibers liegen in der historischen Speicherstadt - ebenfalls ein beliebtes Ziel der Ausflugsbarkassen. Der riesige Lagerhauskomplex mit seinen markanten roten Backsteinziegeln war Ende des neunzehnten Jahrhunderts Teil des Freihafens, den die Hanseaten 1888 dem Reichskanzler Otto von Bismarck nach zähen Verhandlungen als Gegenleistung für den Beitritt zum Deutschen Zollverein abgetrotzt hatten. Bereits drei Jahre zuvor war schon im Vorgriff die Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft gegründet worden.

Die weitere Entwicklung verlief zunächst rasant: Bis 1914 stieg Hamburg zum weltweit drittgrößten Hafen hinter London und New York auf. Im Ersten Weltkrieg aber blockierte die Marine des Vereinigten Königreiches die deutschen Seehäfen, so dass das Handelsgeschehen am Hamburger Hafen überwiegend zum Erliegen kam. Die nachfolgende Erholung in den Goldenen Zwanziger Jahren wurde ab 1929 wieder jäh durch die Weltwirtschaftskrise, die protektionistischen Bestrebungen in den 30er Jahren und natürlich den Zweiten Weltkrieg gestoppt. So konnten 1945 gerade einmal so viele Güter umgeschlagen werden wie 1865.

1952 war der Wiederaufbau des Hafens fast abgeschlossen, bevor am 31. Mai 1968 eine neue Zeitrechnung anbrach: Um 21 Uhr erreichte die "American Lancer" als erstes Vollcontainerschiff den Burchardkai und wurde mit speziellen Containerbrücken abgefertigt. Die Ära der Containerschifffahrt revolutionierte den Handel grundlegend, da die Güter nun viel schneller und kostengünstiger umgeschlagen werden konnten.

Ab 1999 ermöglichte der Abschluss der Elbvertiefung eine jahrelange Phase zweistelliger Wachstumsraten im Containerverkehr. Da schien es nur konsequent, im November 2007 den mit großen Hoffnungen verbundenen Bereich Hafenlogistik an die Börse zu bringen. Doch nur einige Monate später ließ die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise den Umsatz um rund ein Viertel einbrechen.

Und nach mittlerweile elf Jahren Krisen steht die Schifffahrt immer noch auf wackeligen Beinen, die Frachtraten steigen nur langsam. Auch aktuell kühlt sich die Weltkonjunktur wieder ab und internationale Handelskonflikte fordern ihren Tribut. Dafür aber schlug sich der Hamburger Hafenbetreiber im zweiten Quartal recht gut: Umsatz und Gewinn vor Zinsen und Steuern legten kräftig zu. Für das laufende Jahr erwartet HHLA-Chefin Angela Titzrath moderat steigende Containermengen in den Häfen sowie bei den Transporten auf Schiene und Straße über Land.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Mehrzahl der Analysten blickt derzeit positiv auf die HHLA-Aktien: Von den 7 von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX erfassten Experten raten fünf zum Kauf und zwei zum Halten der Papiere. Zu letzteren zählt Christian Cohrs von Warburg Research. Im zweiten Quartal seien zwar Extra-Kosten im Zusammenhang mit strategischen Initiativen angefallen, schrieb der Fachmann. Dennoch sei das jüngste Zahlenwerk solide ausgefallen.

Ansonsten bliebt bei den Analysten das Thema Elbvertiefung aktuell. Nach 17 Jahren Planung und langwierigen juristischen Auseinandersetzungen begannen Ende Juli neue Baggerarbeiten, damit künftig sogar bis zu drei Millionen Container zusätzlich nach Hamburg gelangen können. Die Fortschritte beim Elbausbau stimmten mit Blick auf die kommenden beiden Jahre optimistisch, schrieben die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux.

Die Elbvertiefung soll die Position der Hamburger im Wettbewerb mit anderen Häfen wie Rotterdam und Antwerpen stärken, die über einen direkten Seezugang verfügen. Analyst Sven Diermeier von Independent Research bezeichnete vor diesem Hintergrund die langfristigen Kundenbeziehungen zu den weltweit größten Reedereien im Containergeschäft als Stärke von HHLA.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktien der HHLA leiden immer noch unter den Schocks der diversen weltpolitischen und wirtschaftlichen Krisen seit 2008. Ihr Rekordhoch von gut 68 Euro hatten die Papiere bereits im Monat ihres Börsengangs erreicht. Dann ging es in zwei großen Abwärtsschüben bis auf rund 16 Euro im März 2009 nach unten. Während aber danach die großen Aktienmärkte eine jahrelange Rallye hinlegten, erholten sich die HHLA-Papiere in den kommenden Jahren nur etwas. Anfang 2016 waren die Anteilsscheine sogar noch einmal auf ein Rekordtief von knapp 12 Euro abgesackt, bevor sie sich wieder etwas berappelten.

Aus charttechnischer Sicht erscheinen die Aktien derweil aktuell recht gut unterstützt. Seit Ende März diesen Jahres notieren sie wieder nachhaltig und teils deutlich über der 200-Tage-Linie, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Als unmittelbare Unterstützung hat sich seit Anfang September zusätzlich die 50-Tage-Linie herauskristallisiert. Sie beschreibt die mittelfristigen Perspektiven der Papiere. Ebenfalls seit Anfang diesen Monats aber erweist sich die 21-Tage-Linie als hartnäckiger Widerstand./la/bek/fba