BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Der Finanzdienstleister Grenke hat sich in den letzten Jahren an der Börse immer weiter hochgeschraubt. In diesem Juni stieg die Aktie dann in den Index der mittelgroßen Unternehmen MDax auf. 2019 soll der Leasing-Anbieter weiter expandieren, vor allem für die USA hat Grenke große Pläne. Die wichtigsten Punkte für den Konzern, was Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI GRENKE:

Grenke ist Bank und Leasing-Anbieter in einem - Unternehmen können ihr Geld anlegen, Büroausstattung mieten oder als Start-up eine Finanzierung bekommen. Mit seinem Geschäftsmodell ist Grenke nicht nur in Deutschland, sondern auch in weiteren europäischen Märkten wie Frankreich und Italien aktiv. In Italien hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr von staatlichen Steuervergünstigungen für geleaste Geräte profitiert.

Zukünftig wollen die Baden-Badener verstärkt außerhalb der Kernmärkte wachsen. In Belgien und Kanada wurde jeweils ein neuer Standort im ersten Quartal eröffnet. Neben Kanada will Grenke nun auch die US-Kunden für sich gewinnen. Das Leasingangebot soll dort nach einer Machbarkeitsstudie ab 2020 auf dem Markt sein, wie der Vorstand in einem Brief an die Aktionäre zum ersten Quartal im Mai schrieb.

Unternehmenschefin Antje Leminsky kann dafür derzeit noch nicht den Startschuss geben. "Eine solche Prüfung nimmt bei einem so großen und von den Rahmenbedingungen in den Bundesstaaten vielfältigen Land wie den USA sehr viel Zeit in Anspruch", sagte sie der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie lägen noch nicht abschließend vor.

Leminsky hatte im vergangenen Jahr den Vorstandsvorsitz von Firmengründer Wolfgang Grenke übernommen, der 40 Jahre an der Unternehmensspitze stand. Grenke wechselte in den Aufsichtsrat.

Wie abhängig Grenke von guten Wachstumsaussichten im Leasing-Geschäft ist, zeigte sich Anfang November. Nach einem Interview von Finanzchef Sebastian Hirsch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach Grenke langfristig mit einem deutlich niedrigeren Leasing-Wachstum rechne, rutschte der Aktienkurs ab. Noch am selben Abend stellte der Konzern klar, dass er unverändert gute Wachstumschancen sehe.

Das Potenzial der Leasingverträge für Büroausstattung hat das 1978 in Baden-Baden gegründete Unternehmen früh erkannt. Erfolge verspricht sich die Firma nun besonders von digitalen Verträgen, die sie seit vier Jahren und mittlerweile in 19 Ländern anbietet. Grenke will dadurch vom Trend zur Digitalisierung der Wirtschaft profitieren. Für das Leasing-Neugeschäft geht Grenke im laufenden Jahr von einem Zuwachs um 14 bis 19 Prozent aus. Im ersten Quartal hat der Anstieg 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal betragen.

Ein weiteres wichtiges Standbein ist das Geschäft mit Krediten für kleinere und mittlere Unternehmen und das Factoring. Bei Letzterem übernimmt die Grenke Bank Forderungen aus Warenlieferungen sowie das Kreditrisiko von Unternehmen gegen eine Gebühr, sodass das Unternehmen schneller das Geld für seine Waren bekommt und nicht lange auf das Begleichen der Rechnung durch den Kunden warten muss. Um solche und weitere Finanzdienstleistungen anbieten zu können, kaufte Grenke vor zehn Jahren die Hesse Newman Bank, die sie in Grenke Bank umbenannte.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Von fünf im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten drei zum Kauf der Aktie und zwei zum Halten des Papiers. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 97 Euro.

Besonders optimistisch ist das Analysehaus Warburg Research. Analyst Marius Fuhrberg peilt ein Kursziel von 115 Euro an, was einem Anstieg um mehr als ein Viertel zum aktuellen Kurs gleichkommt. Positiv stimmt ihn das starke Neugeschäft des Leasing-Spezialisten im ersten Quartal. Operativ scheine Grenke auf dem richtigen Weg zu sein, schrieb Fuhrberg. Im zweiten Quartal werde sich zeigen, wie erfolgreich das Unternehmen im italienischen Markt Verträge abschließe. Auch ohne die Effekte aus dem Steuergesetz "Super Ammortamento" habe Grenke ein Wachstum von 16,1 Prozent im Leasingneugeschäft im ersten Quartal erreicht. Außerdem könnte ein positives Ergebnis aus der US-Machbarkeitsstudie die Aktie seiner Meinung nach weiter unterstützen.

Die optimistische Einschätzung teilt auch Deutsche-Bank-Analyst Benjamin Goy. Das erste Quartal sei solide gewesen. Mit einem Kursziel von 98 Euro bleibt er jedoch vorsichtiger.

Analyst Martin Comtesse von der Privatbank Berenberg rechnet mit etwas mehr Gegenwind. Auf der Analystenkonferenz in Frankfurt habe sich das Management bemüht zu versichern, dass das neue Leasing-Wachstum 2019 ohne weitere Abstriche bei den Margen anhalte, schrieb er im Februar. Er erwarte allgemein, dass der Markt für niedrigere Wachstumsraten und eine geminderte Rentabilität nur wenig Aufschlag zahlen werde. Sein Kursziel liegt bei 81 Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Grenke-Aktie hat in den vergangen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt, der aber durch einige Rückschläge unterbrochen wurde. Seit Anfang 2017 kletterte das Papier stetig und erreichte im September vergangenen Jahres seinen Höchststand bei über 107 Euro, womit sich der Wert der Aktie in diesem Zeitraum verdoppelte.

Für einen Rückschlag sorgten Zweifel am anhaltenden Leasing-Wachstum, ausgelöst durch das Bloomberg-Interview des Finanzchefs. In Folge dessen brach der Kurs im November auf knapp 69 Euro ein, wo er nach einer kurzzeitigen Erholung bis Anfang Januar blieb. Danach setzte die Aufholjagd ein, die Ende April über 95 Euro führte. Aktuell notiert das Papier leicht unter 90 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro.

Seit 19 Jahren ist Grenke nun an der Börse und war seit 2003 im Kleinwerteindex SDax gelistet. In diesem Monat steigt der Leasinganbieter in den MDax auf. Im Index der mittelgroßen Unternehmen muss Wacker Chemie den Platz räumen./elm/eas/stk