Zürich (awp) - Die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) werden wohl noch für geraume Zeit Bestand haben. Das bekommen nun weitere Kunden der Graubündner Kantonalbank (GKB) zu spüren.

So wird das Institut ab 1. Juli für bestehende Kontoguthaben ab einem Betrag von 3 Millionen Franken eine Gebühr von 0,75 Prozent pro Jahr auf dem übersteigenden Betrag erhoben. Bisher wurde diese erst bei Konten mit einem Betrag von 10 Millionen fällig, wie die Graubündner Kantonalbank am Mittwoch mitteilte. Die Gebühr entspricht genau dem Zinssatz, mit dem die SNB die von Banken bei ihr deponierten Gelder belastet.

Für neu eröffnete Kundenbeziehungen gilt bereits ab 1. April 2019 eine Limite von 250'000 Franken auf Kontoguthaben. Darüber hinaus kommt die Gebühr von 0,75 Prozent pro Jahr zum Tragen. Die Bank behalte sich vor, die Gebühr auf Kontoguthaben individuell anzupassen, hiess es weiter.

Negativzinsen seit vier Jahren

Die vor gut vier Jahren von der SNB eingeführten Negativzinsen belasten die Profitabilität der Banken. Bis anhin schrecken aber die meisten Institute davor zurück, diese in grossem Stil an ihre Kunden weiterzugeben. Vor allem kleinere Kunden bleiben davon verschont.

Diese müssen auch in nächster Zukunft kaum damit rechnen, dass ihre Konten entsprechend belastet werden. Die St. Galler Kantonalbank (SGKB) etwa sagte gegenüber AWP, dass Negativzinsen grundsätzlich nicht an die Sparer weitergegeben würden. Mit individuellen Lösungen wolle man aber verhindern, dass Investoren nur kurzfristig ihre Gelder parkierten.

Bei Grosskunden sieht es - wie das Beispiel GKB nun zeigt - anders aus. Auch andere Institute geben die Negativzinsen zumindest teilweise weiter. Bei der Valiant-Gruppe etwas hiess es gegenüber AWP, eine Belastung hänge von der individuellen Kundenbeziehung und vom Volumen ab.

Bereitschaft für Gebühren steigt

Die Chancen, dass weitere Banken dem Beispiel der Graubündner Kantonalbank folgen werden, stehen gut. Gemäss einer im Januar vom Beratungsunternehmen EY veröffentlichten Studie, hat die Bereitschaft der Banken abgenommen, die Belastungen der Negativzinsen alleine zu tragen.

Noch 34 Prozent der befragten Banken schliessen die Weitergabe von Negativzinsen kategorisch aus, 2015 waren es noch 70 Prozent gewesen. Ein Drittel der befragten Institute gab gar an, den Schwellenwert zur Weiterbelastung von Negativzinsen in absehbarer Zeit senken zu wollen.

Im Retailkundengeschäft stellen gemäss EY solche Massnahmen für die allermeisten Banken aber weiterhin ein Tabu dar. Derzeit sei es kaum vorstellbar, dass Kundenvermögen von unter 100'000 Franken in naher Zukunft mit Negativzinsen belastet werden, so das Beratungsunternehmen.

sig/uh