Nach seinem Zenit im Jahr 2011 hat Gold nun eine längere Konsolidierungsphase hinter sich. Eine logische Folge nach einem zehnjährigen Bull Market.
 
In den vergangenen drei Jahren haben sich die Käufer beim Edelmetall zurückgehalten während viele Anleger nach und nach Gewinne realisierten. Das Jahr 2016, versprach, vor allem nach einem gelungenen Start,  eine Kurserholung. Das Wiedererwachen des Anlegerinteresses im ersten Halbjahr, welches den Kurs des Edelmetalls um 25% hatte ansteigen lassen, konnte man – zumindest in Teilen – dadurch erklären, dass Anleger angesichts der vielen politischen Risiken mehr Diversifizierung und Sicherheit für ihr Portfolio suchten. Von diesen Risiken gab es eine Vielzahl, die den Markt jeweils in eine Stresssituation versetzen hätten können.
 
Allerdings kam es so, dass die Märkte auf die drei großen Politik Events des Jahres (Brexit, Trump und das Referendum in Italien) - entgegen aller Erwartungen – letztlich mit einem Rückgang der Volatilität reagierten und der Volatilitätsindikator VIX auf Tiefstände sank. Die Anleger, die Gold in ihren Depots hatten, zogen daraus die logische Konsequenz und schichteten in Aktien um. Dazu kam, dass gleichzeitig viele wichtige Indizes bedeutende Widerstände überwanden. Der Sicherheitsaspekt des Edelmetalls verlor dabei deutlich an Bedeutung.
 
Die von Donald Trump angekündigten Maßnahmen bei Haushalt, Steuerpolitik und Infrastruktur dürften aller Wahrscheinlichkeit nach die Dynamik der amerikanischen Wirtschaft stärken und die Inflationserwartungen ansteigen lassen. Vor diesem Hintergrund hat die Federal Reserve ihre Kommunikation entsprechend angepasst und dem Markt eine restriktivere Geldpolitik in Aussicht gestellt, wobei die Notion der kontinuierlichen Datenabhängigkeit selbstverständlich Bestand hat. Dies hat zur Folge, dass der Dollar Index auf ein 14-Jahres Hoch gestiegen ist. Daraus ergibt sich das klassische Schema, in dem Dollar und Gold in einem asymmetrischen Verhältnis stehen.
 
Im aktuellen „risk-on“ Kontext hat sich die Nachfrage nach Aktien auf Kosten der defensiveren Anlageformen intensiviert.  Gold ETFs haben massive Abflüsse erlitten, so dass diese Vehikel zu umfangreichen Verkäufen gezwungen wurden. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage aus Indien und China schwach. Dem Markt fehlen ganz klar die Käufer, die den Markt wieder ins Gleichgewicht bringen könnten.
Auch die Zeit der expansiven Geldpolitik vieler Zentralbanken weltweit neigt sich dem Ende zu, so dass auch dieses Kaufmotiv für das Edelmetall ausfällt.
 
Mit Ausnahme einer kleinen Weihnachtsrallye hat sich beim Gold auf Jahressicht nicht viel getan. Auf die starke Performance im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres folgte eine heftige Korrektur, die die Jahresperformance auf 9% beschränkte. Für das kommende Jahr wird viel davon abhängen, ob die Märkte – im Gegensatz zur zweiten Jahreshälfte 2016 –  wieder mehr Augenmerk auf das politische Risiko richten. Das Inflationsrisiko erscheint – mit Ausnahme der Umsetzung spektakulärer Konjunkturmaßnahmen der Trump Regierung – durch die Aufmerksamkeit der Fed begrenzt.
 
Aus charttechnischer Sicht, auf Basis von Wochendaten, sind die Kurse wieder in die Zone um $ 1.300 zurückgekommen. Ein Unterschreiten dieser Zone würde das Risiko einer Beschleunigung des Kursrückgangs in Richtung 1.050/1.060 deutlich erhöhen.
Um auf einen Kursanstieg in Richtung $ 1.215/1.220 zu setzen, müsste sich zunächst eine deutlich höhere Marktdynamik einstellen.