Baar (awp) - Schwierigkeiten bei afrikanischen Minen und sinkende Rohstoffpreise haben dem Bergbau- und Rohstofhandelskonzern Glencore im ersten Halbjahr zu schaffen gemacht. Während der Umsatz fast auf dem Vorjahresniveau gehalten werden konnte, brach der Gewinn um 90 Prozent ein. Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich der Rohstoffriese aber wegen seines vielfältigen Rohstoffportfolios zuversichtlich.

Der adjustierte Betriebsgewinn sackte in der Zeit von Januar bis Juni um fast ein Drittel auf 5,6 Milliarden Dollar ab, hiess es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von gerade einmal 226 Millionen Dollar, nach 2,8 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz konnte mit 107,1 Milliarden knapp auf der Höhe des Vorjahres von 108,6 Milliarden Dollar gehalten werden.

Probleme mit Kupfer und Kobalt

Mit Ausnahme der Kupferlagerstätten in Afrika und der Mine Koniambo (Neukaledonien) entwickelten sich die Industrieaktivitäten im Bereich Metall und Kohle gut und erzielten robuste Margen, sagte Geschäftsführer Ivan Glasenberg am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Die problembehafteten Aktivitäten hätten aber zu einem operativen Minus von 0,4 Milliarden Dollar geführt.

Bereits Ende Juli hatte die Gruppe in ihrem halbjährlichen Produktionsbericht über Schwierigkeiten berichtet. Im Gegensatz zum insgesamt guten Geschäft habe das afrikanische Kupfergeschäft die Erwartungen nicht erfüllt. Dazu kam das Auslaufen der Kupfermine im argentinischen Alumbrera, der Verkauf einer chilenischen Mine und der Zusammenbruch der Kobaltpreise, hiess es damals.

In der Mine in Katanga im Kongo geht der Konzern die Probleme mit mehreren Veränderungen im Management nun aber an. Zudem wurde die wegen Umweltverschmutzung in die Schlagzeilen geratene Kupferschmelze von Mopani in Sambia für eine Sanierung geschlossen. Glencore versichert, nun bestehe eine "glaubwürdige" Roadmap zur Verbesserung der Cash-Generierung an den Standorten.

Im der weltgrössten Kobaltmine im kongolesischen Mutanda soll ein Projekt geprüft werden, das die Aktivitäten für weitere 20 Jahre ermöglichen soll. Für rund zwei Jahre werde die Förderung von Kobalt, dessen Preis sich im ersten Halbjahr halbiert hat, zunächst aber eingestellt. Die rund 3000 lokalen Mitarbeiter würden für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben eingesetzt. Die Erhaltung lokaler Arbeitsplätze sei hinsichtlich einer Wiedereröffnung der Mine ein unbestreitbarer Vorteil, sagte Konzernchef Glasenberg.

Glencore gibt sich zuversichtlich und bestätigt Ziele

Glencore gibt sich optimistisch für das zweite Halbjahr. "Wir sind zuversichtlich, dass sich die Rahmenbedingungen für das Rohstoffgeschäft zu unseren Gunsten entwickeln werden", sagte Konzernchef Glasenberg. Die Nachfrage nach Kupfer, Nickel und Zink ziehe an und deutete auf eine Angebotsknappheit vor Ende des Jahres hin. Auch für die Nachfrage nach Kohle ist der CEO zuversichtlich.

Basierend auf den Rohstoffpreisen von Ende Juli erwartet der Konzern für 2019 ein Gesamt-Ebitda von 12,8 Milliarden US-Dollar. Damit dürfte aber der Rekordwert von 15,8 Milliarden Dollar im Jahr zuvor nicht erreicht werden.

Im Bereich Marketing hält der Konzern an der Spanne zwischen 2,2 und 3,2 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr fest. Der Handel mit Öl trug die Hälfte zum Halbjahresüberschuss bei. Bei der Kohle nahm die Rentabilität dagegen ab.

Zudem soll die "an der Obergrenze des Unternehmens" liegende Nettoverschuldung von 16,3 Milliarden Dollar in den nächsten sechs bis zwölf Monaten durch den Verkauf "nicht-strategischer" Vermögenswerte um mindestens 1 Milliarde Dollar gesenkt werden.

Auch werde das Konzept bei der Arbeitssicherheit eingehend untersucht. Elf Todesfälle bei acht Vorfällen seit Jahresbeginn seien inakzeptabel, sagte Glasenberg.

An der um 0,75 Prozent höheren festeren Londoner Börse lösten die Neuigkeiten keine Euphorie bei den Anlegern aus: Die Glencore-Aktie verlor rund zwei Prozent.

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