Für einen Teil der Gläubiger sei nach dem beim Amtsgericht Bielefeld eingereichten Insolvenzplan sogar eine Quote von mehr als 50 Prozent möglich, teilte Gerry Weber am Freitag mit. Wie viel am Ende tatsächlich herauskommt, hängt auch davon ab, was das Unternehmen aus Halle in Westfalen für das zum Verkauf stehende riesige Logistikzentrum "Ravenna Park" und für die restlichen zwölf Prozent an der ehemaligen Tochter Hallhuber bekommt - und wie sich Gerry Weber in den nächsten Jahren entwickelt. Die bisherigen Aktionäre - allen voran die Familien der Firmengründer - gehen aber auf jeden Fall leer aus.

Insgesamt geht es um Insolvenzforderungen von 261 Millionen Euro. Die Gläubiger und die Aktionäre sollen am 18. September in Bielefeld über den Insolvenzplan abstimmen. "Mit der Annahme der Insolvenzpläne wäre der Durchbruch für eine nachhaltige Sanierung von Gerry Weber geschafft", erklärte Sachwalter Stefan Meyer, der das Management in der Insolvenz überwacht. Bis Ende des Jahres könne das Unternehmen dann aus dem Insolvenzverfahren entlassen werden.

Der als Chef-Sanierer eingesetzte Insolvenzexperte Christian Gerloff sprach von einem "innovativen Ansatz" zur Befriedigung der Gläubiger. Sie werden je nach dem Umfang ihrer Forderungen in sechs Gruppen eingeteilt. Wer maximal 2500 Euro angemeldet hat - etwa Mitarbeiter, die Sonderzahlungen reklamiert haben - bekommt zunächst 27 Prozent in bar und später voraussichtlich einen kräftigen Aufschlag. Größere Gläubiger sollen neben einem Barbetrag Anleihen von Gerry Weber bekommen.

Wem die Gerry Weber International AG mehr als eine Drittelmillion schuldet, bekommt zudem Wandelanleihen, die er von 2023 an in Aktien umtauschen kann. Im besten Fall, heißt es in der Mitteilung, könnten sie damit ihr Geld am Ende komplett zurückbekommen. Das Unternehmen soll an der Börse gelistet bleiben, die Aktien liegen nach einem Kapitalschnitt zunächst aber ausschließlich bei den Hedgefonds Robus und Whitebox, den neuen Eigentümern von Gerry Weber. Sie stellen zur Befriedigung der Gläubiger bis zu 34 Millionen Euro bereit. Mit weiteren 15 Millionen Euro soll das laufende Geschäft finanziert werden.