FRANKFURT (dpa-AFX) - Die vom Modekonzern Gerry Weber angekündigte Neuausrichtung hat am Dienstag zahlreiche Anleger angelockt. Auch die etwas besser als befürchtet ausgefallenen Eckzahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 trugen zur Erleichterung bei. Analysten allerdings blieben mit Blick auf die kurzfristig zu erwartende Gewinnentwicklung überwiegend vorsichtig.

Ungeachtet der allgemein stark eingetrübten Börsenstimmung gewannen die Aktien an der Spitze des SDax im späten Vormittagshandel 10,05 Prozent auf 12,260 Euro. Allerdings war es nach ihrem Anfang Juni 2014 erreichten Rekordhoch bei 39,565 Euro fast ausnahmslos bergab gegangen. Der Niedergang setzte ein, als in der zweiten Jahreshälfte 2014 die Umsätze und Gewinne zu schrumpfen begannen. 2015 schließlich hatte Gerry Weber dann gleich mehrfach seine immer wieder gesenkten Jahresziele einkassiert.

Nun sorgten Händlern zufolge etwas bessere Kernzahlen wie Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) für 2014/15 (bis 31. Oktober) "für Fantasie". Dies umso mehr, da Gerry Weber gleichzeitig einen Konzernumbau zur Verbesserung der Geschäfte angekündigt habe, hieß es.

Eine zumindest "kurzfristige Erleichterung" aufgrund der Jahreszahlen sah Analyst Jörg Philipp Frey von Warburg Research. "Doch abgesehen von dieser positiven Schlagzeile gibt es im Schlussquartal von Gerry Weber keine Verbesserung der Geschäftsentwicklung auf vergleichbarer Fläche", kommentierte er. Vielmehr dürfte der Umsatz der Kernmarke im vierten Quartal flächenbereinigt noch deutlicher gesunken sein als im vorangegangenen. "Bitte nicht vergessen, dass der Markt im selben Zeitraum um rund 1 Prozent gewachsen ist", ergänzte Frey.

Der Warburg-Analyst will nun seine Schätzungen für 2015/16 nach unten revidieren, was ganz den Erwartungen von Volker Bosse, Analyst der Baader Bank, entspricht. "Das neue Geschäftsjahr wird ein weiteres Übergangsjahr und die Erwartungen dürften daher immer noch zu hoch sein", so Bosse. Gerry Weber selbst will einen Jahresausblick und eine Telefonkonferenz zu den Umbauplänen erst zur Vorlage der endgültigen Bilanz am 26. Februar geben.

"Es bleibt jedenfalls abzuwarten, ob der geplante Geschäftsumbau als Antwort auf das herausfordernde Marktumfeld ausreicht", so Analystin Yasmin Moschitz von der Commerzbank. Sie rät daher, sich lieber von der Aktie fernzuhalten./ck/ag/jha/