Zürich (awp) - Der Schaffhauser Industriekonzern Georg Fischer und das Basler Pharmaunternehmen Novartis sind vom Swiss Institute of Directors (SIoD) für ihre "beispielhaften Vergütungssysteme" ausgezeichnet worden. Als Massstab wurde bei der Bewertung der Honorierungssysteme insbesondere die Wahrnehmung der Fairness angelegt.

"Beide Unternehmen haben ihre Vergütungssysteme wesentlich weiterentwickelt", sagte SIoD-Präsident Martin Hilb an der Preisverleihung am Mittwoch in Zürich. Auch insgesamt hätten die Vergütungskonzepte der Schweizer Firmen deutliche Fortschritte gemacht. "In der gesamten Schweizer Wirtschaft hat ein positives Umdenken stattgefunden hat, was die Vergütungsmodelle betrifft."

Diesen Wandel habe man vor allem auch in den Gesprächen mit Novartis festgestellt. Georg Fischer wiederum verdanke seine Auszeichnung der Kombination aus langfristiger Orientierung von Geschäfts- und Salärmodell, Transparenz nach aussen und auch einem fundierten und prägnanten Vergütungsbericht, wie es weiter hiess.

Als Hauptkriterien bei der Bewertung nennt das SIoD die interne und externe Fairness sowie die Gerechtigkeit beim Einbezug des Unternehmenserfolgs. "Die Systeme müssen aus Sicht der Kunden, Mitarbeitenden, Aktionäre und der Öffentlichkeit als fair wahrgenommen werden", betonte Hilb.

Interne Fairness bedeute etwa, dass Verwaltungsrat, Geschäftsleitung bis hinunter zum Sachbearbeiter in das gleiche Funktions-Bewertungskonzept integriert sein müssen. Die Systeme sollen zudem transparent und so verständlich wie möglich sein. Am schwierigsten sei die Beurteilung der Erfolgsgerechtigkeit. Hier gebe es je nach Position und dem individuellen Einfluss auf den Erfolg auch oft Abstufungen, was den fixen und variablen Teil der Vergütung, sprich Boni, angehe.

Bei der externen Fairness spiele etwa der Vergleich zu den Entlohnungssystemen von vergleichbaren Wettbewerbern und das Marktumfeld eine grosse Rolle.

Initiative soll gute Unternehmen herausstellen

Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, lobte den Preis des SIoD als ein "Gegenprojekt" zu gesetzlichen Regelungen und als eine Initiative, um die "guten Unternehmen" herauszustellen. Die Vertreter der ausgezeichneten Firmen zeigten sich über die Ehrung erfreut.

Eveline Saupper, GF-Verwaltungsrätin und Präsidentin des Compensation Committees, betonte, dass man sich nach der Ablehnung des Vergütungsberichts 2017 durch die Generalversammlung intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und das System neu konzipiert habe. Teil der Gerechtigkeit in einem Unternehmen sei auch, dass man nicht "alle über einen Leisten zieht". Die Vergütungsinitiative habe angelsächsischen Modellen Tür und Tor geöffnet. Dadurch hätten nicht die Aktionäre mehr Gewicht erhalten, sondern Aktionärsvertreter und Beteiligungsgesellschaften. "Wir befinden uns bei der Personalsuche in einem Kampf um die Besten und wären dabei nicht konkurrenzfähig, wenn wir nicht gerecht entlohnen würden", so Saupper weiter.

Auch Philippe Waty, bei Novartis Head Global Rewards, betonte, dass der Konzern sein Vergütungssystem in den vergangenen Jahren grundlegend weiterentwickelt habe. Die Entlohnung sei transparenter und stärker an die Performance und Innovation gekoppelt. Zudem habe der Verwaltungsrat seine Vergütung gesenkt und man stehe regelmässig im Dialog mit den Aktionären und Aktionärsvertretern.

Studie auf Basis einer Befragung

Basis der Bewertung durch das SIoD ist eine 2019 durchgeführte Befragung von kotierten und nicht-kotierten Schweizer Unternehmen durch das Center für Human Resource Management der Universität Luzern. Einbezogen wurden dabei jene Firmen, die im Geschäftsberichts-Rating 2018 im Bereich "Value Reporting" zu den Top 40 gehörten. Von den angefragten Firmen haben die Hälfte der Verwaltungsräte an der Befragung teilgenommen. In einer Endauswahl wurden dann mit sechs Unternehmen ergänzende, ausführliche qualitative Interviews zu den jeweiligen Vergütungspraktiken durchgeführt, wie es weiter hiess.

Das SIoD bezeichnet sich als VR-Netzwerk- und VR-Weiterbildungsorganisation und hat sich zum Ziel gesetzt, den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu fördern.

yr/uh