(neu: Aktienreaktion, Details zu Lieferproblemen)

TOULOUSE (dpa-AFX) - Die Probleme der Triebwerkshersteller für den Mittelstreckenjet A320neo haben dem Flugzeugbauer Airbus den Jahresstart kräftig verhagelt. Umsatz und Gewinn gingen deutlich zurück. Der Vorstand um Airbus-Chef Tom Enders stellt sich darauf ein, die meisten Exemplare seines Verkaufsschlagers A320neo erst in der zweiten Jahreshälfte an die Airline-Kunden zu übergeben. "Damit bleibt noch viel zu tun, um das Ziel von rund 800 Auslieferungen bei Verkehrsflugzeugen zu erreichen", sagte Enders am Freitag in Toulouse. Auch beim modernisierten Großraumjet A330neo läuft es nicht rund.

Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten für Enttäuschung. An der Pariser Börse verlor die Airbus-Aktie am Morgen rund ein Prozent an Wert und gehörte damit zu den schwächsten Werten im französischen Leitindex CAC-40. Seit Jahresbeginn hat sie aber rund 14 Prozent gewonnen. Zwar habe der Konzern im ersten Quartal nur einen schwachen freien Barmittelzufluss verbucht, schrieb Analyst Chris Hallam von der Investmentbank Goldman Sachs. Dass der Vorstand den Jahresausblick bestätigt habe, spreche aber für ein vorübergehendes Phänomen.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank Airbus' Gewinn im ersten Quartal unter dem Strich um fast ein Drittel auf 283 Millionen Euro. Analysten hatten mit einem Verlust gerechnet. Der Umsatz ging um zwölf Prozent auf 10,1 Milliarden Euro zurück.

Airbus hat seine Vorjahreszahlen wegen einer veränderten Rechnungslegung deutlich nach unten korrigiert und bilanziert nun nach neuen Grundsätzen, bei denen etwa der Umsatz nicht mehr nach Listenpreisen erfasst wird.

Ebenfalls positiv überraschen konnte der Konzern bei dem um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Dieser lag bei 14 Millionen Euro nach einem Minus von 19 Millionen ein Jahr zuvor. Experten hatten hier erneut mit roten Zahlen gerechnet.

Trotz der schwachen Zahlen zum Jahresstart geht der Vorstand davon aus, das bereinigte Ebit im Gesamtjahr von zuletzt 4,25 Milliarden Euro auf rund 5,2 Milliarden Euro zu steigern. Er will dazu wie geplant rund 800 Verkehrsflugzeuge ausliefern und läge damit knapp hinter seinem US-Rivalen Boeing. Der weltgrößte Flugzeugbauer aus den USA peilt 810 bis 815 Flugzeug-Auslieferungen an.

Airbus macht seine Pläne davon abhängig, ob die Triebwerkshersteller ihre Zusagen für die Antriebe der A320neo-Reihe einhalten. Im ersten Quartal lieferte der Konzern insgesamt 121 Verkehrsflugzeuge aller Typen aus, 15 weniger als ein Jahr zuvor. Boeing hingegen legte im gleichen Zeitraum im gleichen Umfang zu.

Bei Airbus liegt vor allem die United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney wegen technischer Probleme weit hinter den Lieferplänen zurück. Airbus hatte deshalb schon 2016 und 2017 um seine Auslieferungsziele zittern müssen. Pratt & Whitney zeichnet bei den Antrieben für rund die Hälfte der viel gefragten Mittelstreckenjets verantwortlich. Allerdings gibt es auch beim Konkurrenztriebwerk von CFM, einem Gemeinschaftsunternehmen des französischen Safran und General Electric, Verzögerungen.

An den Airbus-Werken in Hamburg und Toulouse stehen deshalb bereits Dutzende Flugzeuge, denen nur die Triebwerke fehlen. "Das Parken wird zum Problem", sagte Finanzchef Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz. Airbus würde die A320- und A320neo-Produktion in den kommenden Jahren gern auf 70 Maschinen pro Monat hochfahren. Dafür gebe es eindeutig Bedarf, betonte Wilhelm.

Allerdings wehren sich die Triebwerkshersteller dagegen. Safran-Chef Philippe Petitcolin bezeichnete die Pläne wiederholt als "verrückt". Vor 2021 sei eine Rate von monatlich 70 Flugzeugen nicht machbar. Ab Mitte 2019 plant Airbus bereits fest mit 60 Maschinen pro Monat. Schon 2015 habe der Konzern seine Zulieferer wegen einer Steigerung auf 63 Exemplare angefragt, sagte Wilhelm.

Im ersten Quartal verbuchte Airbus im Verkehrsflugzeug-Geschäft - seiner größten Sparte - beim operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) rote Zahlen. Auch die Hubschraubersparte blieb leicht im Minus. Dass auf den Gesamtkonzern betrachtet ein leichtes Plus stand, verdankte der Konzern einzig seiner Rüstungs- und Raumfahrtsparte, die nur einen leichten Gewinnrückgang verbuchte.

Bei den Langstreckenjets A350 und A330 entwickelt sich das Geschäft in gegensätzliche Richtungen. Während die Produktion der noch jungen A350 bis Ende 2018 wie geplant auf 10 Maschinen pro Monat wachsen soll, streicht der Hersteller die Pläne für die A330 und ihre spritsparende Neuauflage A330neo zusammen. Ab 2019 sollen pro Jahr 50 Maschinen der gesamten A330-Reihe das Werk verlassen - zehn weniger als für 2018 geplant. Grund sei die zu geringe Nachfrage für die A330neo, räumte Wilhelm ein.

Beim weltgrößten Passagierjet A380 fährt Airbus die Produktion mangels ausreichender Nachfrage bereits auf jährlich nur noch sechs Maschinen ab 2020 zurück. Der Vorstand hofft darauf, dass Fluggesellschaften in einigen Jahren wieder mehr Exemplare des doppelstöckigen Fliegers bestellen./stw/zb/sku/das