Die US-Regierung habe zugunsten von GE interveniert und Druck auf die Regierung in Bagdad ausgeübt, berichtete die "Financial Times" am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Der angeschlagene US-Konzern könnte seinen Erfolg womöglich schon mit den Geschäftszahlen für das dritte Quartal am 30. Oktober melden. Siemens hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Unsere Gespräche mit der Regierung gehen weiter und wir freuen uns darauf, uns über eine günstige, verlässliche und stabile Energieversorgung des Irak zu einigen", sagte ein Sprecher am Mittwoch in München.

Vorstandschef Joe Kaeser war im September eigens nach Bagdad gereist, um mit dem damaligen Regierungschef Haider al-Abadi über den Auftrag zu sprechen. Seit Anfang Oktober ist aber Adel Abdul Mahdi Ministerpräsident. Siemens hatte bereits im Februar angeboten, in den nächsten vier Jahren im Irak Kraftwerke mit einer Leistung von elf Gigawatt zu bauen. Mit einer Erhöhung der Energieproduktion um 50 Prozent ließen sich 23 Millionen Iraker zuverlässig mit Strom versorgen. Der Münchner Industriekonzern könnte mit dem auf rund elf Milliarden Euro veranschlagten Auftrag seine schwächelnde Energie-Sparte besser auslasten.

Dem "FT"-Bericht zufolge haben die Regierungen der USA und des Irak bereits eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet, wie sie bei der Öl- und Gasförderung und bei der Energieerzeugung zusammenarbeiten wollen. Die Amerikaner wollten auch einen kritischen Punkt "pragmatisch" aus dem Weg räumen. 35 bis 40 Prozent des irakischen Stroms wird bisher mit Gas aus dem Iran erzeugt, gegen den die USA Sanktionen verhängt haben. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, drängt deutsche Unternehmen massiv, keine Geschäfte mehr mit dem Iran zu machen.