"Leider wird die Diskussion um die Rolle Chinas als Investor ziemlich evidenzbefreit geführt", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr am Freitag zu einer Studie seines Instituts über Auslandsinvestitionen der Volksrepublik. Diese hätten ihren Höhepunkt bereits überschritten - auch weil die einstmals großen Überschüsse in der Leistungsbilanz verschwunden seien. Habe das Plus 2008 noch bei 420 Milliarden Dollar gelegen, so sei daraus 2018 erstmals seit 25 Jahren ein Defizit geworden. Auch 2019 und 2020 sei mit einem Defizit zu rechnen.

"Damit versiegt zusehends die Quelle, aus der China seine internationalen Investitionen finanziert", sagte Felbermayr. "Gut möglich, dass der große Investitionsboom Chinas im Ausland bereits seinen Höhepunkt überschritten hat." 2018 seien die ausländischen Direktinvestitionen der Volksrepublik geringer ausgefallen als die deutscher Unternehmen, obwohl die chinesische Wirtschaftsleistung - in Dollar gerechnet - mittlerweile dreieinhalb Mal größer sei.

Der Studie zufolge bewegten sich die chinesischen Investitionen in Deutschland bis 2015 auf geringem Niveau, schossen aber 2016 auf über zwölf Milliarden Dollar in die Höhe. 78 Prozent der Investitionen seien in den vergangenen drei Jahren getätigt worden. Seither lägen sie auf vergleichsweise hohem Niveau zwischen sieben und 13 Milliarden Dollar jährlich. Die Zahlen seien maßgeblich durch einzelne große Transaktionen wie der Übernahme des Roboterbauers Kuka, die Beteiligung des Mischkonzerns HNA an der Deutschen Bank sowie zuletzt dem Einstieg des Autobauers Geely bei Daimler getrieben. "Es ist daher übertrieben, von einer chinesischen Investitionsflut zu sprechen, in der systematisch und flächendeckend deutsche Unternehmen aufgekauft werden", sagte Felbermayr.

Der Volksrepublik wird vorgehalten, ihre Industrie gezielt durch Übernahmen in Schlüsselbranchen zu stärken und dafür zunehmend deutsche Unternehmen ins Visier zu nehmen. Auch deshalb hat die Bundesregierung die Außenwirtschaftsverordnung geändert. Damit kann sie einen Anteilserwerb ab zehn Prozent durch einen Investor aus dem Nicht-EU-Ausland prüfen. Bislang lag die Schwelle bei 25 Prozent. Gegen die Übernahme des westfälischen Maschinenbauers Leifeld wollte die Regierung 2018 ein Veto einlegen, doch zog sich der chinesische Interessent allein aufgrund der politischen Bedenken bereits vorher zurück. Auf anderem Wege war es der Bundesregierung zudem gelungen, den Kauf eines Anteils von 20 Prozent an dem Stromnetzbetreiber 50Hertz durch einen Investor aus China zu verhindern.