DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Gea Group verkauft sein Umbauprogramm als etwas Neues, dabei macht das Unternehmen mit den Maßnahmen zum Teil einen Schritt zurück, werfen ihm Beobachter vor. Ob das den MDax-Konzern aus der Krise führt, ist nicht absehbar. Wie der neue Gea-Chef Stefan Klebert plant, das Ruder wieder herumzureißen, warum ihm die Analysten nicht vertrauen und wie sich die Aktie seit ihrem Tief im Februar entwickelt.

WAS IST LOS BEI GEA:

Jedes dritte Hähnchen-Nugget weltweit entspringt einer Maschine des Technologie-Konzerns Gea, heißt es in der Unternehmensbeschreibung auf der Internetseite der Düsseldorfer. Mit Häppchen kennt sich das Unternehmen offenbar aus. In ähnlicher Weise präsentiert der neue Unternehmenschef seinen Anlegern in den vergangenen Monaten auch die Zukunft inklusive Umbaupläne: Stück für Stück.

Im Frühjahr kündigte das Management den Abbau von 200 bis 250 Stellen an, obwohl zwei Monate zuvor noch gesagt wurde, dass ein solcher Schritt nicht geplant sei. Im Juni wurden Details zur neuen Unternehmensstruktur bekannt, die umgekrempelt werden soll. Außerdem wird der Einkauf künftig zentral getätigt. Um zu erfahren, welches Einsparpotenzial sich der Konzern etwa von dieser Zentralisierung verspricht, müssen sich die Anleger allerdings noch bis September gedulden. Dann will der Konzern konkrete Zahlen nennen.

Der Anlagenbauer, der zum großen Teil Maschinen für die Milchproduktion herstellt, leidet unter der schwachen Entwicklung im Milchgeschäft. Erschwerend kommen ein höherer Preisdruck und steigende Personal- und IT-Infrastrukturkosten hinzu. Die Folge waren sieben Gewinnwarnungen seit 2016, gekappte Ziele und ein Gewinneinbruch um fast ein Drittel von 380 auf rund 260 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen im vergangenen Jahr. Im Zuge dieser Ereignisse gab es mehrere Wechsel im Vorstand, auch der vorige Unternehmenschef ging im Februar - zu spät, wie Analysten meinen. Der Umbau nehme allmählich "epische Züge an", schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank bereits im April.

Ein Kernpunkt der Umstrukturierung ist eine neue Einteilung der Unternehmensbereiche. Künftig wird es fünf Sparten geben, die nach ihrer Technologie aufgeteilt werden. Die Sparte mit den meisten Mitarbeitern und dem größten Umsatz ist die Flüssigkeitsverarbeitung mit Prozesslösungen für die Milch- und Brauereiwirtschaft. Mit der neuen Struktur soll der Konzern laut Management profitabler werden: "Jeder, der eine Division leitet, trägt zukünftig auch die Verantwortung für das entsprechende betriebswirtschaftliche Ergebnis. Damit fördern wir unternehmerisches Handeln und schaffen intern wie extern deutlich mehr Transparenz", erklärte der neue Gea-Chef Klebert kürzlich.

Das Management blickt dank einer natürlichen Entwicklung positiv auf die Zukunft und den Absatz: Da die Menschheit wachse, brauche es schon bald deutlich mehr Nahrungsmittel bei gleichbleibender Anbaufläche. Daher müsse die Produktion effizienter gemacht werden, wofür entsprechende Technologie notwendig sei.

WAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Appetithäppchen der letzten Zeit befriedigen die Analysten nicht. Die meisten im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten empfehlen die Gea-Aktie zu halten, 7 von 24 Analysten würden das Papier eher abstoßen, nur 4 raten zum Kauf. Das mittlere Kursziel liegt bei 24,34 Euro - nur minimal über den aktuellen Wert der Aktie. Einige Experten trauen den Düsseldorfern aber noch mehr zu, so wie Analyst Wolfgang Donie von der NordLB. Er hält die neue Aufstellung des Konzerns nach Technologien für richtig, weist aber darauf hin, dass es noch dauern wird, bis sich der Umbau in den Konzernzahlen widerspiegelt. Zunächst müsse man mit Kosten für den Umbau rechnen.

Das Analysehaus Warburg Research sieht die neue Strategie weniger optimistisch und rät weiter zum Verkauf: Analystin Cansu Tatar erwartet nicht, dass sich durch die Umstrukturierung etwas Wesentliches ändern soll. "Unserer Meinung nach wird das neue Setup begrüßt, aber es stellt noch keinen Wendepunkt für Gea dar." Es sei sogar eher ein Rückschritt: Im Jahr 2015 habe das Unternehmen vier Segmente betrieben, die im Rahmen einer Restrukturierungsinitiative gebündelt. Ein potenzieller Nutzen der neuen Organisation werde wohl erst innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre sichtbar.

WAS MACHT DIE AKTIE:

Der Kurs der Gea-Aktie bewegte sich in den vergangenen Tagen zwischen 24 und 26 Euro. Seit Jahresbeginn hat sie um rund zehn Prozent zugelegt, nachdem sie innerhalb der letzten drei Jahre stark an Wert verloren hatte. Im Jahr 2016 lag der Kurs zum Teil mit rund 50 Euro etwa doppelt so hoch wie heute. Anfang Februar dieses Jahres hatte die Aktie mit einem Wert von rund 19 Euro den Tiefpunkt ihrer letzten Talfahrt erreicht. Es war der tiefste Stand seit 2012. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei rund 4,5 Milliarden Euro./knd/stw/fba