Zürich (awp) - Die Aktien des angeschlagenen Vermögensverwalters GAM gewinnen am Montag, nach einem Auf und Ab zu Handelsstart, deutlich an Wert. Um das Fondshaus kursieren seit einigen Wochen Übernahmegerüchte, die nun mit einem Bericht der "Financial Times" weitere Nahrung erhalten haben. Offenbar hat das britische Finanzhaus Schroders Interesse am Hedge-Fonds-Geschäft von GAM bekundet, sei damit aber beim Management abgeblitzt. Das Ziel dürfte der Verkauf der gesamten Gruppe sein, meinen Händler.

Bis um 10.20 Uhr gewinnen GAM an der Börse 2,7 Prozent auf 6,24 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am breiten SPI um 0,36 Prozent nachgibt. Die Aktie hatte während des Sommers mit Blick auf die Suspendierung des Star-Managers Tim Haywood sowie den damit verbundenen, grossen Mittelabflüssen stark an Wert verloren. Seit Jahresbeginn hat das Papier über 60 Prozent verloren, auch wenn es sich zuletzt vom Tiefststand bei 5,37 Franken hat absetzen können.

Laut FT hatte Schroders Interesse am Hedge-Fonds-Geschäft der Sparte Systematic Cantab angemeldet und sei damit beim GAM-Management auf Widerstand gestossen. GAM befürchte, dass mit dem Verkauf eines ihrer wertvollsten Geschäfte ein Verkauf der gesamten Gruppe erschwert würde, schreibt die FT mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen weiter. Auf Anfrage von AWP hiess es bei GAM, dass man Gerüchte nicht kommentiere.

Auch UBS ein potenzieller Käufer?

Um GAM kursieren seit einiger Zeit Übernahmegerüchte. Mitte Oktober hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, GAM führe informelle Gespräche mit potenziellen Käufern zur Übernahme des gesamten Unternehmens oder von Teilen. Wenig später wurde etwa der UBS Interesse am Fondshaus nachgesagt.

Die UBS-Gerüchte seien bislang weder bestätigt noch dementiert worden, hält ein Marktbeobachter fest. Jedoch habe Ulrich Körner, der Chef von UBS Asset Management, am Investorentag im Oktober einige Bemerkungen fallen gelassen, die in Richtung Akquisitionen interpretiert werden könnten. Ein Kauf von GAM, die derzeit an der Börse weniger als 1 Milliarde Franken an Wert habe, sei für die UBS durchaus finanzierbar, so der Kommentar weiter.

GAM prüft alle Optionen

GAM-Präsident Hugh Scott-Barret hatte erst kürzlich im Rahmen der Zahlenpublikation zum dritten Quartal Aussagen vom August wiederholt. Es würden "weiterhin alle Optionen überprüft, um den Shareholder Value zu optimieren", so Scott-Barret. Händlern zufolge schrecke jedoch derzeit die grosse Unbekannte der Mittelabflüsse von verwalteten Vermögen potenzielle Übernehmer ab.

Auf operativer Ebene hatte derweil Firmenchef Alexander Friedman als Reaktion auf die einschneidenden Mittelabflüsse, die Umsetzung "unmittelbarer und zeitnaher Massnahmen" an die Hand genommen, um die Profitabilität zu unterstützen. GAM habe Massnahmen identifiziert, um "flexibler" zu werden, so Friedman. Dabei geht es um Kosten, Höhe und Timing von Investitionen und Effizienzsteigerung.

GAM hatte Ende Juli den bekannten Fondsmanager Tim Haywood suspendiert. Im wurde vorgeworfen, sich im Risikomanagement und bei der Dokumentierung nicht korrekt verhalten zu haben. Der Manager hat es gemäss GAM etwa versäumt, eine ausreichende "Due Diligence" bei einigen Investitionen vorzunehmen.

Nach der Suspendierung von Haywood wurden die Fonds, für die Haywood zuständig war, vom Handel ausgesetzt. Daraufhin zogen viele Anleger ihre Gelder ab, weshalb die Liquidierung beschlossen wurde. Allein im dritten Quartal 2018 hatte GAM 18 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren.

mk/cf