BAD HOMBURG (awp international) - Der Medizinkonzern Fresenius hat die Umsatz- und Gewinnerwartungen im zweiten Quartal übertroffen und seine Ziele für das restliche Geschäftsjahr angehoben. Von April bis Juni legten die Umsätze um acht Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Dienstag in Bad Homburg mitteilte. Währungsbereinigt betrug das Plus 6 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis lag bei 1,12 Milliarden Euro und damit 5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Unter dem Strich blieb mit 471 Millionen Euro aber ein Prozent mehr hängen als zuvor.

Nach einem unerwartet soliden Jahresstart hatten Analysten im zweiten Quartal eher mit gemischten Ergebnissen gerechnet. An der Börse kamen die neuen Zahlen positiv an. Kurz nach Handelsbeginn legte der Kurs um mehr als drei Prozent Prozent zu, was einen der Spitzenplätze im Dax bedeutete. Die Ergebnisse der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) verstimmten die Anleger dagegen: die Titel verloren rund drei Prozent.

Wegen hoher Vergleichszahlen aus dem Vorjahr verbuchte FMC im zweiten Quartal einen Rückgang beim operativen Ergebnis von etwas mehr als 60 Prozent. Im Vorjahr waren der Fresenius-Tochter etwa Gewinne durch Verkäufe im Bereich Versorgungsmanagement zugeflossen. Unter dem Strich ging der Gewinn sogar um fast drei Viertel auf 254 Millionen Euro zurück. Experten hatten mit einem etwas besseren Ergebnis gerechnet. Am gesetzten Jahresziel von bis zu 7 Prozent Umsatzplus und einem Wachstum beim bereinigten Konzernergebnis zwischen minus 2 und plus 2 Prozent hielt FMC aber fest.

Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan bezeichnete das Zahlenwerk des Dialysespezialisten in einer ersten Einschätzung als schwach. Veronika Dubajova, Analystin bei Goldman Sachs, hob den operativen Gewinn (Ebit) hervor, der die Konsensschätzungen wie auch ihre eigene Prognose verfehlt habe. Hier sei allerdings ein einmaliger Effekt zu beachten. Ohne diesen Einfluss sei der operative Gewinn vier Prozent besser als erwartet ausgefallen. Die Analystin fügte daher hinzu, dass sie an der Kaufempfehlung für FMC festhalte.

"Für die vor uns liegenden Monate und die kommenden Jahre sind wir sehr zuversichtlich", sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm am Dienstag. "Unsere Investitionen in künftiges Wachstum laufen wie geplant." Nachdem der Konzern im vergangenen Jahr wegen diverse Probleme mehrfach seine Geschäftsprognosen und auch die Mittelfristziele kassiert hatte, hatte Sturm 2019 zu einem Übergangsjahr erklärt. Rund 2,5 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr in den Ausbau des eigenen Geschäfts fliessen.

Besonders kräftig legten die Gewinne des Konzerns erneut im Infusions- und Generikageschäft (Kabi) zu. Vor allem die Nachfrage in der Region Asien-Pazifik zog hier wieder deutlich an. Rückläufig entwickelten sich die Gewinne dagegen, wie bereits im ersten Quartal, bei FMC sowie bei der Krankenhaustochter Helios. Bei FMC schlugen vor allem hohe Vergleichszahlen aus dem Vorjahr zu Buche. Helios machten dagegen sinkende Umsätze in Deutschland zu schaffen. Dazu belasteten Investitionen das operative Ergebnis.

In der Vamed genannten Dienstleistersparte stiegen sowohl Umsatz als auch Ergebnis, was der Konzern unter anderem einer verbesserten Zusammenarbeit mit den Helios-Kliniken verdankt. Fresenius traut sich nun angesichts der positiven Ergebnisse im zweiten Quartal aufs Jahr gesehen mehr zu. So sollen die Umsätze 2019 nun um 4 bis 7 Prozent steigen, zuvor waren noch 3 bis 6 Prozent angepeilt worden. Beim Konzernergebnis werden nach wie vor keine Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr erwartet./kro/zb/mis