(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz zu Akorn und Kabi.)

BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Die Euro-Stärke hat dem Medizinkonzern Fresenius den Jahresstart verdorben. Umsatz und auch Gewinn gingen zurück. Als sei das nicht genug, steht dem Konzern ein langwieriger Rechtsstreit mit dem US-Generikahersteller Akorn bevor. Fresenius erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Amerikaner. Doch das Management um Konzern-Chef Stephan Sturm versprühte zur Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag Zuversicht, denn organisch konnte der Konzern in allen Regionen und Sparten wachsen.

Fresenius bestätigte deshalb seine Prognosen. Das laufende Jahr soll für die Bad Homburger den 15. Rekord in Folge bringen. Und auch die Dialysetochter Fresenius Medical Care) erhofft sich für 2018 - trotz einer zuletzt gesenkten Umsatzprognose - den besten Lauf aller Zeiten. An der Börse standen beide Aktien zuletzt unter Druck - sie hatten aber am Vortag auch gut zugelegt.

Überschattet wird das Jahr von der Auseinandersetzung mit Akorn. Nach mehreren anonymen Hinweisen und einer Untersuchung durch externe Sachverständige hatte Fresenius-Chef Sturm erst kürzlich die 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme abgeblasen. Die Amerikaner reichten daraufhin beim zuständigen Gericht im US-Bundesstaat Delaware Klage ein - Fresenius antwortete Ende April mit einer Gegenklage. Das Verfahren werde am 9. Juli beginnen, sagte Sturm während einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Beide Parteien sparen nicht mit gegenseitigen Vorwürfen. Fresenius wirft Akorn laut den bei Gericht eingereichten Unterlagen "eklatante Verstöße" und "möglichen Betrug" vor. Der Konzern erkenne alarmierende Hinweise auf systematisches Fehlverhalten der Amerikaner, wonach diese beispielsweise an drei Standorten zehntausende nicht korrekte Medikamententests durchgeführt haben sollen.

Konkret beschuldigt wird ein ehemaliger Top-Manager bei Akorn, der für das Qualitätsmanagement zuständig war und aktuell noch als Berater für den US-Konzern tätig sein soll. Der Mann, dessen Name in der Gerichtsunterlagen geschwärzt wurde, soll seit dem Jahr 2012 wissentlich die geschönten Testergebnisse über das Antibiotikum Azithromyzin an die US-Arzneimittelbehörde FDA gesendet haben. Auch mindestens fünf andere Produkte seien betroffen. Die Probleme bei Akorn beträfen den Kern des Geschäfts, sagte Sturm, und erforderten einen komplette Sanierung des Systems. "Dies wird nicht Monate, sondern Jahre dauern."

Akorn wiederum argumentiert, dass Fresenius aus finanziellen Gründen einen Vorwand für seinen Rückzug suche. An der Börse hierzulande hatte das Aus für den Deal jüngst für Erleichterung unter den Anlegern gesorgt. Denn die von Sturm lange verteidigte Übernahme war unter Beobachtern durchaus umstritten. Der Fresenius-Chef hofft nun auf eine Entscheidung im Rechtsstreit im Laufe des kommenden Jahres, wie er sagte.

Im ersten Quartal hatte Fresenius vor allem wegen des starken Euro einen Umsatzrückgang um ein Prozent auf 8,12 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Prozentual zweistellige Zuwächse in Europa und Afrika konnten die Rückgänge vor allem in Nordamerika nicht komplett ausgleichen. Wechselkursbereinigt wäre der Erlös aber um sieben Prozent gestiegen.

Unter dem Strich stand für den gesamten Fresenius-Konzern im Berichtszeitraum von Januar bis Ende März ein Gewinn von 450 Millionen Euro. Dies war etwas weniger als im ersten Quartal 2017, das aber durch einen positiven Sondereffekt beeinflusst worden war. Währungsbereinigt lag der Überschuss um sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Das Ergebnis fiel damit in etwa so aus wie Analysten es erwartet hatten.

Vor allem die auf Flüssigmedizin spezialisierte Sparte Kabi entpuppte sich zuletzt als größtes Zugpferd im Konzern. Etwas weniger dynamisch lief es bei der Krankenhaussparte Helios, die unter anderem unter einem kalendarischen Effekt (Ostern) litt. Mit der Akorn-Übernahme wollte Sturm vor allem das Produktangebot der Sparte Kabi stärken. Sie soll nun vor allem organisch wachsen, dafür will der Konzern etwa seine Produktionskapazitäten ausweiten. Aber auch Partnerschaften und Zukäufe werden nicht ausgeschlossen. Im ersten Quartal profitierte Kabi von einem Versorgungsengpass mit bestimmten Medikamenten auf dem US-Gesundheitsmarkt, erläuterte Sturm. "Wir sind komplett ausverkauft". Vor einer verbesserten Jahresprognose schrecke das Management aber noch zurück.

Auch die Ziele des Konzerns für das Gesamtjahr bleiben unverändert. Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt um fünf bis acht Prozent und der Gewinn um sechs bis neun Prozent steigen. Die Fresenius-Tochter FMC hatte bereits im April ihre Umsatzprognose gekappt. Ungünstige Wechselkurse und Vorgaben des US-Gesundheitssystems hielten den Dialysespezialisten im ersten Quartal unter Druck. Wie bereits berichtet, sanken Umsatz und Ergebnis prozentual zweistellig./tav/jsl/he