(neu: Analystenstimme von Goldman Sachs, mehr Hintergrund, Kurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen um das Nordamerika-Geschäft haben am Montag erneut den Aktienkurs des Dialyse-Anbieters Fresenius Medical Care belastet. Die Papiere erlitten im letztlich geringfügig schwächeren Dax mit einem Minus von 2,23 Prozent auf 67,44 Euro die größten Kursverluste. Ein Händler verwies auf einen Medienbericht, demzufolge die Trump-Administration an einem neuen Vergütungsansatz für Dialysepatienten arbeite, mit der sie auf verstärkt auf eine kostengünstigere Behandlung zu Hause und Transplantationen setzen wolle.

Die USA sind der größte Gesundheitsmarkt der Welt - und zugleich jener mit den größten Kosten pro Kopf. Deshalb drücken Politik und Krankenkassen seit Jahren auf die Kostenbremse. FMC macht einen großen Teil seines Geschäftes in Nordamerika, weshalb die dortigen Vorgaben für das Unternehmen eine große Rolle spielen.

Die jetzt diskutierten Überlegungen der US-Regierung wären vor allem für die Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius und deren Konkurrent DaVita ein Risiko, schlussfolgerte der Börsianer. Beide Konzerne beherrschen zusammen mit ihren mehreren tausend Dialyse-Zentren und -Kliniken den US-Markt.

Deutlich abgemildert sieht dies aber Analystin Veronika Dubajova vom Goldman Sachs. Die negative Reaktion der FMC-Aktie betrachtet sie als ungerechtfertigt. Denn der Dialyseanbieter dürfte - entgegen den Marktbefürchtungen - auch von einem stärkeren Dialyse-Einsatz in den Wohnungen der Patienten profitieren, schätzt die Expertin.

Denn FMC kann neuerdings auf einen Pluspunkt verweisen: Der Konzern hat sich selbst mit der Übernahme von NxStage ein Standbein im Heimdialyse-Markt verschafft. Nach einer langen Hängepartie hatten die US-Behörden erst kürzlich grünes Licht für den Zukauf gegeben. Bis 2022 will FMC nun mehr als 15 Prozent der Dialysepatienten zu Hause behandeln. Das angebliche Vorhaben der Regierung gehe damit in die Richtung, die der Konzern selber eingeschlagen habe, betonte ein Unternehmenssprecher am Montag.

Auch mit NxStage will FMC sein Nordamerika-Geschäft wieder ankurbeln, das 2018 wenig Anlass zur Freude bot: So musste die Fresenius-Tochter im Frühjahr bereits ihre Umsatzziele eindampfen, weil durch neue US-Regeln für bestimmte Medikamente zur Regulierung des Kalziumspiegels am Ende weniger Umsatz herum kam als erhofft.

Im dritten Quartal hatte das Unternehmen Börsianer und Analysten dann negativ überrascht, weil die Zahlen im wichtigsten Markt unerwartet schwach ausfielen. Das hing unter anderem an mauen Geschäften mit Dienstleistungen rund um die Dialyse. Zudem ging der Anteil von Privatpatienten zurück. Auch im vierten Quartal wurde FMC durch das Nordamerikageschäft ausgebremst.

Änderungen an den Vergütungen sowie Pläne für solche haben bereits in der Vergangenheit dem FMC-Papier immer wieder zugesetzt. Unter anderem hatte die Investoren zuletzt ein Vorstoß aus Kalifornien beunruhigt. Dabei ging es um die Idee, Behandlungsvergütung für Patienten, die von karitativen Organisationen unterstützt werden, auf das Niveau der über staatliche Programme versicherten Kranke zu deckeln.

Im vergangenen Jahr hatte sich die FMC-Aktie über weite Strecken recht bewegungsarm gezeigt, bis es nach einem nochmals gesenkten Ausblick für 2018 Mitte Oktober erdrutschartig abwärts ging. Anfang Januar erreichte das Papier bei 55,44 Euro seinen tiefsten Stand seit 2014. Von da an ging es zwar wieder aufwärts auf ein Zwischenhoch bei 72,22 Euro Ende Februar - doch danach begann eine neuerliche Verlustserie, an die der aktuelle Rückschlag nun anknüpft. Gleichwohl hat sich eine Investition in die Papiere für Anleger seit Jahresbeginn ausgezahlt: Der Kurs hat seitdem immerhin fast ein Fünftel hinzugewonnen./tav/tih/stk