HAMBURG (dpa-AFX) - Der Mobilfunkanbieter und Sunrise-Großaktionär Freenet lehnt eine Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC Schweiz durch seine Schweizer Beteiligung in seiner aktuellen Form ab. Dabei stören sich die Hamburger vor allem an den Bedingungen der Transaktion, etwa die geplante milliardenschwere Kapitalerhöhung durch Sunrise. Freenet kündigte am Freitag an, gegen diese stimmen zu wollen. Damit könnte der Deal auf der Kippe stehen.

Freenet erachte die aktuellen Transaktionsbedingungen, insbesondere den vereinbarten Kaufpreis, die geplante Verteilung der Synergien sowie die Transaktionsstruktur als unausgewogen und nachteilig für alle Sunrise-Aktionäre, erklärten die Hamburger.

Der Telekomkonzern Sunrise erhofft sich seinerseits nach wie vor Vorteile aus dem Kauf. Das Unternehmen sei "überzeugt, dass die Übernahme eine stärkere und wertvollere Sunrise schafft", erklärten die Schweizer am Freitag und verwiesen auf die strategische Logik eines Zusammenschlusses. Das Unternehmen kündigte an, am 22. August über die UPC-Übernahme weiter informieren zu wollen. Die Aktie der Schweizer legte trotz des Rückschlags zuletzt um mehr als drei Prozent zu. Der Kurs von Freenet gewann gleichzeitig rund zwei Prozent.

Sunrise, an dem Freenet rund ein Viertel der Anteile hält, hatte Ende Februar seine Kaufabsicht für den im Internet- und TV-Geschäft starken Wettbewerber UPC Schweiz angekündigt, der zum US-Konzern Liberty Global gehört. Der Kaufpreis sollte laut Vereinbarung 6,3 Milliarden Schweizer Franken (rund 5,8 Milliarden Euro) betragen. Dafür hatte das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken vorgeschlagen. Für Freenet eindeutig zuviel: Unternehmens-Chef Christoph Vilanek nannte dagegen am Freitag lediglich eine Erhöhung von unter einer Milliarde akzeptabel.

Die Zustimmung der Aktionäre sollte im Rahmen einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung im zweiten Halbjahr 2019 eingeholt werden. Freenet hält allerdings auch den Kaufpreis für zu hoch, unter anderem wegen des angespannten Marktumfeldes sowie der operativen Entwicklung von UPC und verlangte eine Reduzierung. Dagegen konterte Sunrise, die Ergebnisse von UPC lägen leicht über den Erwartungen.

Auch die geplante Barzahlung, die vorgeschlagene Kapitalstruktur sowie die Struktur der Finanzschulden würden zu einer unangemessenen Belastung der Sunrise-Aktionäre führen, hieß es von Freenet. Das Management habe der Sunrise-Spitze daher nun einen Forderungskatalog vorgelegt, sagte Vilanek. Darin sei unter anderem die Beteiligung der bisherigen UPC-Mutter Liberty Global an dem dann fusionierten Unternehmen mit 20 bis 30 Prozent aufgeführt. Damit würden die Ausführungsrisiken, aber auch das Wertschöpfungspotenzial auf alle Beteiligten fair verteilt.

Bereits Anfang Mai hatte Freenet-Finanzchef Ingo Arnold die Struktur des Deals kritisiert und auf Nachbesserung gepocht. Eine Kapitalerhöhung würde die Beteiligung an Sunrise deutlich verwässern./kro/nas/mis