ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Freenet-Beteiligung Sunrise gibt im Ringen um eine milliardenschwere Kapitalerhöhung für den geplanten Kauf von UPC Schweiz klein bei. Angesichts der Ankündigung von Freenet, gegen die Kapitalerhöhung zu stimmen, und "klaren Indikationen" anderer Aktionäre, werde die für diesen Mittwoch angesetzte außerordentliche Hauptversammlung abgesagt, teilte Sunrise am Dienstag in Zürich mit. Der UPC-Deal ist gescheitert und andere Übernahmepläne gebe es erst einmal nicht, sagte Sunrise-Chef Olaf Swantee in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Aktien von Sunrise und Freenet legten am Vormittag zu.

Damit ist die größte Übernahme der Schweizer Telekomgeschichte vorerst gescheitert. Mit dem Kauf von UPC hätte Sunrise ein eigenes Festnetz erworben und wäre zu einem starken Konkurrenten von Platzhirsch Swisscom geworden. Für Investoren ist die Nachricht aber augenscheinlich kein Dämpfer, die Sunrise-Aktie legte kurz nach Handelsstart an der Schweizer Börse um 3,8 Prozent zu.

Der deutsche Sunrise-Großaktionär Freenet, der rund ein Viertel an dem Mobilfunker hält, zweifelte unter anderem am strategischen Sinn der Übernahme, hielt aber auch den Kaufpreis für die Schweizer Tochter UPC des Kabelnetzkonzerns Liberty Global für zu hoch. So wollte Sunrise den bei Fernsehen und Internet starken Rivalen übernehmen und dafür 6,3 Milliarden Schweizer Franken (5,7 Mrd Euro) hinblättern. Ein großer Teil davon sollte mit einer Kapitalerhöhung gestemmt werden - was Freenet ebenfalls sauer aufstößt, weil es die eigenen Anteile verwässern würde.

Alle Zugeständnisse an Freenet hatten nichts genutzt. So hatte Sunrise die Kapitalerhöhung bereits verkleinert. Auch eine zuletzt angekündigte Finanzspritze von Liberty an Sunrise hatte am Widerstand von Freenet nichts geändert. Liberty wollte sich mit einer halben Milliarde Schweizer Franken (454 Mio Euro) an der Kapitalerhöhung beteiligen und so 7,8 Prozent an Sunrise halten.

Liberty Global stimmte den Angaben vom Dienstag zufolge der Absage der Hauptversammlung zu. Der Aktienkaufvertrag bleibe vorerst aber in Kraft, bis eine Partei ihn kündige. Das dürfte auch ein taktischer Schritt von Sunrise sein. Denn wenn das Unternehmen den Vertrag kündigen würde, wäre eine Strafzahlung von 50 Millionen Franken fällig./niw/men