"Ich bedaure, dass spezialisierte Run-off-Anbieter in der Öffentlichkeit teilweise so verteufelt werden", sagte Wenning in einem am Montag veröffentlichten Reuters-Interview. Politiker haben gefordert, Lebensversicherern den Verkauf ihrer Bestände zu verbieten. "Meines Erachtens ist es im Interesse aller, auch in Deutschland funktionsfähige Run-off-Plattformen zur Verfügung zu haben", widersprach Wenning. "Sie verringern die Probleme für Verbraucher und Anbieter, wenn diese ihr Neugeschäft einstellen wollen oder müssen."

Die Münchener Rück hatte Überlegungen ihrer Erstversicherer-Tochter Ergo gestoppt, rund sechs Millionen Policen von Ergo Leben (früher Hamburg-Mannheimer) zu verkaufen. Ergo Leben hat - wie zahlreiche Konkurrenten - das Neugeschäft mit klassischen Lebensversicherungen eingestellt, weil die langfristigen Zins-Garantien zu viel Kapital verschlingen. "Es besteht kein Zweifel, dass klassische Lebensversicherungen strategisch nicht zu unserem Risikoprofil passen", sagte Wenning. Die potenziellen Käufer hätten aber deutlich zu wenig geboten.

"Aber das Problem ist, dass die Bestände schrumpfen werden, die Bestandsverwaltungskosten aber nicht", erklärte Wenning das Dilemma der Lebensversicherer. Finanzinvestoren wie Cinven (Viridium), Fosun (Frankfurter Leben) oder Apollo (Athene) versprechen sich von der Übernahme und Bündelung mehrerer Bestände dennoch ein lukratives Geschäft, weil sie auf effizientere Bearbeitung setzen. Der italienische Versicherer Generali lotet weiter deren Interesse an vier Millionen Policen der deutschen Generali Leben aus.

Ergo baut dagegen auf ein anderes Modell. Zusammen mit dem IT-Konzern IBM wollen die Düsseldorfer eine Plattform aufbauen, über die später auch Bestände anderer Versicherer verwaltet werden können - ohne sie zu übernehmen. "Das ist in jedermanns Interesse, weil Kosten auch im Interesse der Kunden geteilt werden", sagte Wenning.