Zürich (awp) - Die Flughafen-Zürich-Aktien zeigen sich am Dienstag leicht erholt. Am Vortag hatte der Vorschlag des Bundesamts für Zivilluftfahrt (BAZL) für eine neue Gebührenordnung heftige Turbulenzen ausgelöst. Dagegen ist das Passagieraufkommen am Flughafen auch im Monat Oktober weiter angestiegen.

In der ersten Handelsstunde legen die Aktien um 2,6 Prozent auf 175,30 Franken zu. Damit können sie die am Vortag erlittenen Verluste aber nur teilweise wettmachen. Am Montag hatten die Titel bis zum Handelsschluss um mehr als 15 Prozent nachgegeben.

Gestern gab der Flughafen nachbörslich die Zunahme der Anzahl Flugpassagiere für den Oktober 2018 bekannt. Diese stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,3 Prozent an, womit sich das Wachstum seit Anfang Jahr auf 5,8 Prozent summiert. Weit stärker im Fokus steht aber derzeit die Diskussion über die neue Gebührenordnung.

Der Vorschlag des BAZL diesbezüglich sei für den Flughafen signifikant schlechter als ursprünglich erwartet, schrieb Julius Bär in einem Kommentar und bestätigte damit die ersten Einschätzungen von gestern. Der definitive Ausgang des laufenden Vernehmlassungsverfahren sei zwar schwierig abzuschätzen, aber die Unsicherheit bei der Gewinnentwicklung werde derzeit weiterhin auf der Kursentwicklung lasten.

Andere Analysten haben ihre Gewinnschätzungen bereits nach unten revidiert. Die gestrige Kursreaktion sei verständlich, kommentiert Armin Rechberger von der Zürcher Kantonalbank. So würden sich die erwarteten Mindereinnahmen praktisch unvermindert im Reingewinn bemerkbar machen, da diesen keine Aufwandsposition gegenüber stehe. Entsprechend drastisch kürzte der Analyst seine Gewinnschätzungen ab 2022 um 20 Prozent, stuft aber die Aktie weiterhin mit "Marktgewichten" ein.

Auch die UBS hatte gestern im Nachgang an die Publikation des Vorschlags für die Gebührenordnung den Rotstift bei den Gewinnschätzungen angesetzt und das Kursziel für die Aktien auf 192 Franken von 208 Franken reduziert, das Rating aber bei "Neutral" belassen.

Noch pessimistischer zeigt sich die US-Bank Morgan Stanley, die das Kursziel auf 162 von 191 Franken reduziert und das Rating "Underperform" bekräftigt. Die starke Kursreaktion von gestern zeige auf, dass die Investoren die regulatorischen Risiken im ganzen Sektor massiv unterschätzen würden, heisst es in der Studie.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Credit Suisse: Mit der Publikation des BAZL-Vorschlags liege das Worst-Case-Szenario nun auf dem Tisch. Aufgrund des grossen Potenzials durch den Ausbau des Nicht-Fluggeschäfts und mit dem Grossprojekt "The Circle" rät der zuständige Experte die Kursschwäche als Einstiegspunkt zu nutzen und stuft die Titel auf "Outperform" von zuvor "Neutral" hoch. Dies allerdings bei einem reduzierten Kursziel von 200 Franken (zuvor 215).

an/kw