Mailand (awp/awp/sda/reu) - Fiat Chrysler sucht in der Corona-Krise offenbar händeringend nach Möglichkeiten, um seine Liquidität zu sichern. Der italienisch-amerikanische Autobauer erwägt nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung "Il Sole 24 Ore" vom Freitag, die als Teil der Fusion mit dem französischen PSA-Konzern vereinbarte Sonderdividende von 5,5 Milliarden Euro zu senken und stattdessen Vermögensteile an die Aktionäre zu übertragen.

Zu den Optionen, die derzeit durchgespielt würden, gehöre die Abspaltung des Transporter-Joint-Ventures Sevel, das Fiat Chrysler und PSA je zur Hälfte halten, oder der Marken Alfa Romeo und Maserati. Ein Sprecher von Fiat Chrysler wollte den Bericht nicht näher kommentieren. Er sagte lediglich, die Struktur und die Konditionen der Fusion mit PSA seien festgelegt und blieben unverändert. Ein Sprecher von PSA lehnte eine Stellungnahme ab.

Vorbehalte zerstreuen?

Der Wert des Gemeinschaftsunternehmens Sevel, das in Mittelitalien Europas grösstes Montagewerk für Transporter betreibt, werde auf 2,5 bis drei Milliarden Euro geschätzt, berichtete die Zeitung. Die Abspaltung könnte auch dazu beitragen, die Vorbehalte der EU gegen die Fusion zu zerstreuen. Die Kartellwächter haben Bedenken wegen der Marktmacht des fusionierten Unternehmens bei Transportern geäussert und eine eingehende Prüfung des Zusammenschlusses eingeleitet. Diese Option sei allerdings kompliziert, heisst es in dem Zeitungsartikel, da der PSA-Anteil an Sevel zunächst an Fiat Chrysler übertragen werden müsste.

Eine Kürzung oder Streichung der Sonderausschüttung, die Fiat Chrysler vor Abschluss der Fusion an seine Aktionäre leisten soll, würde es dem neuen Konzern ermöglichen, das Geld zusammenzuhalten. Eine weitere Möglichkeit sei, die PSA gehörende Beteiligung am Zulieferer Faurecia nicht wie geplant abzugeben, berichtete Il Sole.

Fiat Chrysler hat gerade die Zusage für einen staatlich garantierten Kredit von 6,3 Milliarden Euro erhalten, um die Corona-Krise zu überstehen. Vor diesem Hintergrund war in der italienischen Politik heftig über die Ausschüttung der geplanten Sonderdividende diskutiert worden.