LONDON (awp international) - Den Wert des weltgrössten Spezialchemiekonzerns Evonik will der neue Chef Christian Kullmann deutlich steigern. "Wir werden unsere Chancen konsequent nutzten", sagte der Manager bei einer Investorenkonferenz am Donnerstag in London. Er setze auf eine leistungsorientierte Unternehmenskultur, eine konsequente Ausrichtung auf Spezialchemie sowie eine höhere Innovationskraft. So will er aus Evonik den besten Spezialchemiekonzern der Welt machen.

Kullmann hat erst vor gut einer Woche die Führung des MDax -Konzerns übernommen. Nun zeichnete er erste Eckpfeiler seiner Strategie vor Investoren in London. "Mit klarem Fokus auf Spezialchemie und mit starken Innovationen wollen wir den Wert von Evonik deutlich steigern", betonte der Manager. Er strebe ein ausgewogenes Portfolio an, das noch stärker auf Geschäfte mit klarem Spezialchemie-Charakter konzentriert werde. Das Portfolio werde künftig einen höheren Anteil an Wachstumsgeschäften haben.

Der Konzern aus Essen mit weltweit rund 35 000 Mitarbeitern soll sich laut Kullmann beim Volumenwachstum stärker entwickeln als die Weltwirtschaft. Zugleich will er die bereinigte Ebitda-Marge nachhaltig auf ein höheres Niveau von 18 bis 20 Prozent bringen. Im historischen Vergleich liege die bereinigte Marge beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bezogen auf den Umsatz bei etwa 16 bis 18 Prozent. Finanzchefin Ute Wolf kündigte auch ein "aktives" Portfoliomanagement an.

Einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Profitabilität erwarten Kullmann und Wolf aus Innovationen. Mittelfristig solle der Umsatz mit Produkten und Anwendungen, die jünger als fünf Jahre sind, auf 16 Prozent des Gesamtumsatzes steigen, kündigten sie an.

Kullmanns Handschrift wurde im vergangenen Jahr mit der Milliarden-Akquisition wichtiger Geschäfte des US-Konkurrenten Air Products deutlich. Damit untermauerte er auch seinen Anspruch auf den Spitzenjob im Konzern. Anfang September wird zudem der ehemalige BASF-Manager Harald Schwager stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Evonik. Er gilt als ausgesprochener Kenner der Branche.

Mit den jüngsten Übernahmen verringert Evonik seine starke Abhängigkeit von einzelnen Produkten. Dort weht ein rauer Wind: Die Margen bei wichtigen Evonik-Produkten wie etwa Tierfutter-Einweiss stehen unter Druck. Evonik gehört mehrheitlich der deutschen Steinkohlestiftung RAG. Diese muss aus ihren Einnahmen die Folgelasten des Steinkohlebergbaus finanzieren./jha/he