ESSEN (dpa-AFX) - Niedrigere Preise für Tierfuttereiweiß haben den Spezialchemiekonzern Evonik auch zum Jahresstart belastet. Dank einer Übernahme und einer höheren Nachfrage legten Umsatz und operatives Ergebnis im ersten Quartal zwar überraschend deutlich zu. Der Gewinn sackte wegen hoher Kosten im Zuge der Zukäufe aber ab. "Die Verbindung aus organischem Wachstum und strategischen Akquisitionen hat unser Unternehmen gestärkt", sagte der scheidende Evonik-Chef Klaus Engel am Freitag bei der Zahlenvorlage in Essen. Evonik sei auf einem guten Weg, weniger anfällig für Konjunkturzyklen und ausgeglichener im Portfolio zu sein. Die Prognosen für 2017 bestätigte der Manager.

Für 3,8 Milliarden US-Dollar hatte der MDax-Konzern zuletzt etwa das Spezialadditiv-Geschäft des US-Konkurrenten Air Products geschluckt. Das war die größte Übernahme in der Firmengeschichte. Die Integration verlaufe "reibungslos", hieß es nun. Auch die Übernahme des Kieselsäure-Geschäfts des US-Unternehmens J.M. Huber sei auf einem guten Weg. Einen Abschluss erwartet das Management in der zweiten Jahreshälfte. Kosten im Zuge der Übernahme drückten aber zum Jahresstart auf den Gewinn. Dieser gab im ersten Quartal um ein Drittel auf 160 Millionen Euro nach.

Der Umsatz legte jedoch insgesamt um 19 Prozent auf 3,68 Milliarden Euro zu. Die Nachfrage nach Spezialchemikalien wie Kieselsäuren, Beschichtungs-Additiven und Produkten für den Pharmabereich sorgte für Schwung. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs mit 8 Prozent auf 612 Millionen Euro aber bei weitem nicht so stark wie der Umsatz. Die operative Marge verschlechterte sich um 1,6 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent. Analysten hatten im Schnitt insgesamt aber weniger erwartet.

"Der erfolgreiche Start in das Jahr zeigt, dass wir mit unserer Wachstumsstrategie auf dem richtigen Weg sind", erklärte Engel. Am Finanzmarkt konnte Evonik damit zunächst nicht punkten. Der Kurs der Aktien verlor vorbörslich knapp ein Prozent. Ein Händler sagte, der Jahresauftakt sei auf den ersten Blick besser als erwartet verlaufen. DZ-Bank Analyst Peter Spengler verwies auf das nach wie vor stark gedrückte Preisniveau bei Tierfuttereiweiß (Methionin) und Supersaugstoffen, die etwa in Baby-Windeln verwendet werden.

Für das laufende Jahr stellte Engel auch dank der jüngsten Zukäufe weiterhin eine Steigerung von Umsatz und operativem Ergebnis in Aussicht. Der operative Gewinn dürfte bei 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro liegen, nach 2,17 Milliarden ein Jahr zuvor. Nach der Hauptversammlung am 23. Mai übernimmt der bisherige Vize Christian Kullmann das Ruder im Vorstand. Der Konzern mit weltweit rund 35 000 Mitarbeitern gehört mehrheitlich der deutschen Steinkohlestiftung RAG. Diese muss aus ihren Einnahmen die Folgelasten des Steinkohlebergbaus finanzieren./jha/stw/stb