(neu: Schlussposition der Aktien im MDax im 1. Absatz und weiterer Analyst im letzten Absatz)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein festerer Tritt des Chemiekonzerns Evonik auf die Kostenbremse ist am Dienstag an der Börse gut angekommen. Die von vielen Marktteilnehmern befürchtete Gewinnwarnung blieb aus. Die im MDax notierten Aktien zogen um 3,8 Prozent auf 25,20 Euro an. Sie waren damit der zweitgrößte Kursgewinner im Index der mittelgroßen Titel hinter Dialog Semiconductor.

Die Autoflaute und niedrigere Ölpreise hatten beim zweitgrößten deutschen Chemieproduzenten zuletzt zwar Spuren hinterlassen: Im dritten Quartal war der Umsatz auf Jahressicht um 3 Prozent und der operative Gewinn (Ebitda) um 6 Prozent gesunken. Konzernchef Christian Kullmann schraubte nun aber das Sparziel für 2019 um 40 Millionen Euro nach oben. Den Großteil davon will Evonik im Schlussquartal verwirklichen. Damit soll der operative Gewinn im Gesamtjahr stabil gehalten werden.

Eine Gewinnwarnung konnte Evonik also vermeiden, was unter Anlegern für Erleichterung sorgte. "Evonik wurde von vielen als das Unternehmen betrachtet, dass am stärksten dem Risiko einer Gewinnwarnung ausgesetzt ist", sagte Analyst Sebastian Satz von der Investmentbank Barclays. Die durchschnittlichen Markterwartungen hätten einen niedrigeren Ausblick bereits widergespiegelt.

"Das Unternehmen beschleunigt die Kostensenkungen, um so den Druck durch die schwierige konjunkturellen Lage (...) zu kompensieren", schrieb Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan in einer ersten Reaktion. Die Aussagen zum operativen Gewinn (Ebitda) in diesem Jahr liefen auf einen Wert von rund 500 Millionen Euro im Schlussquartal hinaus. Die Markterwartung liege aktuell mit 483 Millionen Euro niedriger.

Experte Gunther Zechmann vom Investmenthaus Bernstein brachte es auf den Punkt: "Kosteneinsparungen retten den Tag". Mitte August war der Evonik-Kurs mit gut 21 Euro auf den niedrigsten Stand seiner sechseinhalbjährigen Börsengeschichte gefallen. Vor allem die sich immer mehr eintrübende Konjunktur lastete auf den Aktien. Als die Investmentbank Goldman Sachs aus diesem Grund Mitte August den Daumen senkte und zum Verkauf der Aktien riet, fiel diese in der Folge auf das Rekordtief von 21,03 Euro.

Hiervon haben sich die Papiere mittlerweile um gut 20 Prozent erholt. Mit den Gewinnen von diesem Dienstag überwanden sie zudem die Durchschnittslinie der vergangenen 200 Handelstage, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt.

Skeptisch zeigte sich Thorsten Strauß von der Norddeutschen Landesbank: "Eine durchgreifende Besserung des Umfelds ist auch für 2020 nicht in Sicht", sagte der Analyst. Zwar wolle Evonik die Abhängigkeit von der Konjunktur mit der Übernahme des US-Herstellers von Wasserstoffperoxid Peroxychem verringern, diese werde aber bislang von der US-Handelsaufsicht blockiert./bek/he