FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit dem Verkauf von Aktivitäten und einem wachsenden Fokus auf das Ausland arbeitet sich der Essener Energieversorger Steag aus der Verlustzone. "Wir werden die roten Zahlen hinter uns lassen und unter dem Strich schon 2017 wieder ein positives Ergebnis schaffen", kündigte Steag-Chef Joachim Rumstadt in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ, Dienstag) an. Auch im Tagesgeschäft liege der Versorger deutlich über Plan. "Wir werden unser Ziel für den Betriebsgewinn um mindestens 10 Prozent übertreffen", kündigte der Manager an.

Steag hatte im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von rund 220 Millionen Euro erwirtschaftet. Dabei machten dem Konzern vor allem die Energiewende und der damit einhergehende Verfall der Großhandelspreise zu schaffen. Der Versorger entschied, rund 40 Prozent seiner heimischen Kraftwerksleistung vom Netz zu nehmen. Diese Maßnahmen waren Teil eines Spar- und Effizienzprogramms bis 2022, das unter anderem auch den Abbau von bis zu 1000 Arbeitsplätzen in Deutschland vorsieht. Von rund einem Drittel dieser Beschäftigten habe sich das Unternehmen bereits getrennt, sagte Rumstadt.

Über den Berg sei Steag aber noch nicht. Der Konzern stehe vor zahlreichen Herausforderungen: Das Geschäftsmodell der Steinkohleverstromung funktioniere nur noch in den eigenen drei Kraftwerken im Ausland. In Deutschland steckten die verbliebenen Steag-Meiler wegen der Flut von billigem Sonnen- und Windstrom in Schwierigkeiten.

Um die Mindestausschüttungen an die kommunalen Eigentümer zu stemmen sowie den sozialverträglichen Abbau der Arbeitsplätze und Wachstumsinvestitionen zu finanzieren, versilbert das Unternehmen zahlreiche Aktivitäten. Nach dem Verkauf des regionalen Stromnetzes im Saarland rechnet Rumstadt für Oktober mit dem Abschluss der Verhandlungen über eine 49-prozentige Beteiligung an der Steag Fernwärme GmbH. Hier sei ein dreistelliger Millionenbetrag einkalkuliert. Eine Liste mit möglichen Verkaufsobjekten im Ausland sei hingegen vorläufig vom Tisch.

Stattdessen würden Planungs- und Ingenieursdienstleistungen sowie die Betriebsführung von Kraftwerken im Ausland ein zunehmend wichtiges Standbein: In Brasilien etwa erhielt Steag laut Rumstadt soeben den Zuschlag für mehrere Windparks und zwei Wasserkraftwerke. Hohe Erwartungen habe Steag an Indien. Dort ist die größte ausländische Tochtergesellschaft mit rund 1000 Mitarbeitern angesiedelt. Ein soeben geschlossenes Joint Venture mit der australischen Bank Macquarie werbe um Investorengelder für Energieprojekte in Südostasien. "Die ersten Verträge sind unter Dach und Fach, das läuft sehr schön an", sagte Rumstadt.

Der Energieversorger Steag ist der fünftgrößte deutsche Stromproduzent und gehört heute den Stadtwerken aus Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken. Diese hatten das Unternehmen 2011 vom Spezielchemiekonzern Evonik gekauft./tav/mne/das