ESSEN (awp international) - Weiterhin gute Geschäfte mit der Kunststoff- und Autoindustrie stimmen den Spezialchemiekonzern Evonik für 2018 optimistischer. Zudem kommt der Konzern bei den geplanten Einsparungen voran. "Wir setzen unsere Strategie weiter konsequent um", sagt Vorstandschef Christian Kullmann am Dienstag laut Mitteilung. "Dies spiegelt sich nun auch mehr und mehr in unserer operativen Geschäftsentwicklung wider."

Für das Gesamtjahr wird nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 2,6 und 2,65 Milliarden Euro angepeilt, wie der MDax-Konzern in Essen mitteilte. Bisher waren 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Zudem soll der freie Mittelzufluss (FCF) nicht mehr nur leicht, sondern deutlich über dem Vorjahreswert liegen.

Bei den Anlegern kam das positiv an. Die Aktien schnellten bis auf 32 Euro nach oben. Das war der höchste Stand seit Mitte Mai. Kurz vor dem Mittag führten sie den Index der mittelgrossen Werte mit einem Plus von noch 4,55 Prozent auf 31,24 Euro an. Einige Analysten hatten zuletzt gerade die Entwicklung des freien Mittelzuflusses kritisiert und damit indirekt auch die Höhe der Dividende in Frage gestellt. Oliver Schwarz, Experte bei der Investmentbank Warburg, lobte vor allem die neue FCF-Prognose.

Im abgelaufenen zweiten Quartal steigerte Evonik das bereinigte Ebitda im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 742 Millionen Euro und damit deutlicher als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Der Umsatz legte auf Basis der vorläufigen Zahlen um rund 7 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich verdienten die Essener 354 Millionen Euro. Die vollständigen Zahlen sollen am 2. August vorgelegt werden.

Zum Gewinnsprung im zweiten Quartal trugen alle Unternehmensbereiche bei. Im Geschäft mit Spezialchemikalien für industrielle Anwendungen, Resource Efficiency, profitiert Evonik vom Leichtbautrend sowie der Übernahme des Kieselsäure-Geschäfts von J.M. Huber im vergangenen Jahr. Zudem hellte sich das Umfeld im wichtigen Geschäft mit Tierfuttereiweiss weiter auf. Hier hatten niedrige Preise im Vorjahreszeitraum noch deutlich belastet.

Rund lief es auch in der Sparte Performance Products. Diese produziert unter anderem Zwischenprodukte für die Gummi-, Kunststoff- und Agrarindustrie. Zu dem Geschäftsbereich zählt das im Frühjahr zur Disposition gestellte Methacrylat-Geschäft. Der Bereich rund um die Carbonsäure, die ein Ausgangsstoff zur Herstellung von Kunststoffen wie etwa Plexiglas ist, profitiert schon länger von einer besonders starken Nachfrage. Die Absatzpreise waren dem Unternehmen zufolge denn auch im zweiten Quartal hoch.

Evonik will den Verkauf des Methacrylat-Geschäfts nach Möglichkeit bis zum Jahresende und Dach und Fach bringen. In Medienberichten zwar zuletzt von denkbaren Preisen von bis zu 3 Milliarden Euro die Rede. Das wäre deutlich mehr als viele Analysten auf dem Zettel haben.

Gut gebrauchen kann Evonik das Geld in jedem Fall. So baut der seit mehr als einem Jahr an der Konzernspitze stehende Kullmann Evonik zu einem Spezialchemie-Unternehmen um. Hier sind in der Regel höhere Gewinnmargen möglich als in der Basischemie.

Zum Umbau gehören auch schon seit längerem bekannte Einsparungen. Die Kosten in Verwaltung und Vertrieb sollen bis Ende 2020 dauerhaft um 200 Millionen Euro reduziert werden. Im laufenden Jahr sollen davon weiterhin 50 Millionen Euro erzielt werden. In diesem Zusammenhang sollen bis Ende 2020 weltweit bis zu 1000 Stellen wegfallen, wie das Unternehmen im Juni bekannt gegeben hatte./mis/she/zb