ESSEN (awp international) - Der Spezialchemiekonzern Evonik hat nach einem Umsatz- und Gewinnsprung die Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. "Mit unserer geschäftlichen Entwicklung sind wir voll im Plan", erklärte der neue Konzernchef Christian Kullmann am Donnerstag bei der Zahlenvorlage. "Zudem ernten wir nun die ersten Früchte aus der grössten Übernahme unserer Konzerngeschichte."

Im Januar hatte Evonik für mehrere Milliarden das Spezialadditiv-Geschäft des US-Konkurrenten Air Products geschluckt. Die Integration verlaufe reibungslos, hiess es nun. Auch die Übernahme des Kieselsäure-Geschäfts des US-Unternehmens J.M. Huber sei auf gutem Weg. Diese dürfte wie geplant im zweiten Halbjahr 2017 abgeschlossen werden.

Kullmann hatte zur Hauptversammlung im Mai das Ruder bei dem MDax-Konzern übernommen. Umsatz und operatives Ergebnis sollen 2017 zulegen. Der operative Gewinn dürfte bei 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro liegen, nach 2,17 Milliarden ein Jahr zuvor.

Niedrigere Preise bei Tierfuttereiweiss belasteten die Essener allerdings auch noch im zweiten Quartal. Nach einer Stabilisierung waren die Preise zuletzt erneut unter Druck geraten. Dank der jüngsten Zukäufe und einer höheren Nachfrage legte der Umsatz insgesamt aber um 11 Prozent auf 3,61 Milliarden Euro zu. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 9 Prozent auf 635 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge verschlechterte sich leicht von knapp 18 auf 17,6 Prozent. Im Juni hatte Kullmann angekündigt, dass er die Ebitda-Marge nachhaltig auf ein Niveau von 18 bis 20 Prozent bringen will.

Der Gewinn schnellte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 42 Prozent auf unterm Strich 235 Millionen Euro in die Höhe. Vor einem Jahr hatte der Preisverfall bei Futtermitteladditiven dem Konzern stark zu schaffen gemacht. Analysten hatten insgesamt zwar etwas mehr Umsatz, dafür aber ein geringeres operatives Ergebnis erwartet.

Vorbörslich legten die Aktien auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schlusskurs leicht zu auf 28,75 Euro. Evonik war im April 2013 mit einer Erstnotiz von 33 Euro an der Börse gestartet. Im Sommer 2013 fielen die Aktien unter die Marke von 24 Euro. Ihren höchsten Stand erreichten sie im August 2015 bei knapp 37,745 Euro.

Mit den jüngsten Übernahmen verringert Evonik seine starke Abhängigkeit von einzelnen Produkten. Personell rüstet Evonik auf: Der ehemalige BASF-Manager Harald Schwager wird Anfang September stellvertretender Vorstandsvorsitzender, mit der Zuständigkeit für Chemie und Innovation. Er gilt als ausgesprochener Kenner der Branche.

Evonik - mit weltweit mehr als 35 000 Mitarbeitern - gehört mehrheitlich der deutschen Steinkohlestiftung RAG. Diese muss aus ihren Einnahmen die Folgelasten des Steinkohlebergbaus finanzieren.

jha/das/stb