Die Verbraucherpreise stiegen im November erneut um 1,1 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung bekanntgab. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Februar 2018. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 1,3 Prozent gerechnet. Damit bleibt die Teuerungsrate deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die für die Euro-Zone einen Wert von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur ansieht.

Gedämpft wurde die Teuerung vor allem von der Entwicklung bei Energie: Sie verbilligte sich um durchschnittlich 3,7 Prozent, da die Preise für leichtes Heizöl und Kraftstoffe wie Benzin fielen. Nahrungsmittel kosteten hingegen 1,8 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Dienstleistungen verteuerten sich mit 1,8 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich, darunter Wohnungsmieten um 1,4 Prozent.

VORERST NIEDRIG

Experten gehen davon aus, dass die Inflation angesichts der Konjunkturflaute gedämpft bleiben wird. Die Industriestaaten-Organisation OECD erwartet für das kommende Jahr eine durchschnittliche Teuerungsrate von 1,2 Prozent in Deutschland. Die Commerzbank rechnet allerdings damit, dass die Unternehmen früher oder später steigende Lohnkosten an die Kunden weiterreichen werden. "Denn die Beschäftigung nimmt – wenngleich in den letzten Monaten etwas weniger dynamisch – weiter zu", sagte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit werde das zu entsprechend höheren Lohnabschlüssen führen.

Die EZB hatte im September höhere Strafzinsen für Banken und die Wiederaufnahme von Anleihekäufen beschlossen, um die Wirtschaft und die geringe Inflation anzuschieben. Handelskriege, schwächere Weltkonjunktur und das Brexit-Chaos belasten derzeit die Wirtschaft in der Euro-Zone. Von der schwachen Inflation könnte der private Konsum profitieren und damit die deutsche Wirtschaft vor Risiken von außen abschirmen.