Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,7 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet, nach einem Rückgang 0,6 Prozent im September. "Die Konjunkturschwäche in der Industrie hält an", betonte das Ministerium. Besonders deutlich wird das bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen. Deren Produktion brach mit 4,4 Prozent so stark ein wie seit über fünf Jahren nicht mehr.

"Das macht einem fast schon Angst", betonte der Chefvolkswirt der in Liechtenstein ansässigen VP Bank, Thomas Gitzel. "Das Zahlenwerk zeigt, dass eine Rezession noch nicht abgehakt ist." Andere Experten sehen das ähnlich. "Nach den letzten Konjunkturdaten, die alles in allem eine gewisse Stabilisierung angedeutet haben, ist das nun wieder eine echte Schockzahl", führte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW aus. "Jetzt geht wieder das Zittern um das Wachstum im Schlussquartal los. Im Moment wären wir wohl noch gut bedient, wenn die Wirtschaftsleistung nur stagniert und nicht rückläufig ist."

"KEIN GUTES SIGNAL FÜR ARBEITSMARKT"

Mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im dritten Quartal ist Europas größte Volkswirtschaft gerade noch einer Rezession entronnen. Besonders kauffreudige Verbraucher und steigende Exporte sorgten dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht erneut schrumpfte, nachdem es im Frühjahr ein Minus von 0,2 Prozent gegeben hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen.

In der exportabhängigen Industrie allein wurde die Erzeugung im Oktober um 1,7 Prozent heruntergefahren. Sie wird von der mauen Weltkonjunktur, Handelskonflikten und Unsicherheiten rund um den Brexit belastet, hinzu kommen hausgemachte Probleme der Autobranche. Die Industrie steckt daher in der Rezession fest. Die Energieerzeugung legte hingegen im Oktober um 2,3 Prozent zu. Die Bauproduktion wurde um 2,8 Prozent gedrosselt.

Die Gefahr ist nun, dass die Industriekrise stärker auf andere Bereiche der Wirtschaft durchschlägt. "Die schwachen Produktionsdaten verheißen leider auch für den Arbeitsmarkt nichts Gutes", erklärte Ökonom Gitzel. "Die Kurzarbeit steigt bereits merklich an." Die Autobauer Audi und Daimler haben sogar die Streichung von insgesamt etwa 20.000 Stellen in den kommenden Jahren angekündigt. Auch bei vielen Zulieferern fallen Arbeitsplätze weg - durch den Wandel zu E-Autos und die sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen mit Dieselmotoren.

Eine Trendwende am Arbeitsmarkt könnte dazu führen, dass die Verbraucher vorsichtiger werden und insbesondere vor größeren Anschaffungen zurückschrecken. Das wiederum würde den Konsum dämpfen, der sich in den vergangenen Jahren als zuverlässige Stütze der Konjunktur erwies.