Bei Österreichs größtem Geldhaus Erste Group haben die Auswirkungen der Corona-Krise im zweiten Quartal tiefe Spuren hinterlassen.

Unter dem Strich brach der Gewinn vor allem wegen höherer Risikovorsorgen für faule Kredite um 84 Prozent auf 58,5 Millionen Euro ein, teilte die stark in Osteuropa tätige Bank am Freitag mit. Analysten hatten mit einem Nettogewinn von 95,3 Millionen Euro gerechnet. Für das Gesamtjahr kündigte die Bank ebenfalls einen deutlichen Rückgang des Nettogewinns an.

"Die Entwicklung der Risikokosten hat unser Ergebnis in der ersten Jahreshälfte am stärksten beeinflusst", sagte Konzernchef Bernhard Spalt, der zu Jahresbeginn das Ruder vom langjährigen Vorstandschef Andreas Treichl übernommen hatte. In den ersten sechs Monaten seien Vorsorgen in Höhe von 675 Millionen Euro gebildet worden. Zuletzt lag der Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) mit 2,4 (2,8) Prozent weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Bank stellt sich allerdings auf eine Verschlechterung der Kreditqualität ein. Für das Gesamtjahr werden Vorsorgen im Ausmaß von 65 bis 80 Basispunkten des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands erwartet.

Für die Kernmärkte in Osteuropa sei im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Für 2021 gehe man von einer Erholung aus. Die Erste Group zählt mit 16 Millionen Kunden zu den größten Kreditgebern in Osteuropa. Sie hat über 2600 Filialen in sieben Ländern.

Ihr Eigenkapitalpolster sieht die Bank derzeit ausreichend gefüllt. Die harte Kernkapitalquote (CET 1, final) stieg auf 14,2 (13,5) Prozent. Man habe damit einen "signifikanten Spielraum im Falle einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Entwicklung." An dem Ziel, die Quote mittelfristig bei 13,5 Prozent zu halten, hält die Bank fest. Die Kosten-Ertrags-Relation (CIR) der Bank hat sich mit 55,5 (56,6) Prozent leicht verbessert. Auch im Gesamtjahr rechnet die Bank mit einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.

An ihren Plänen, für 2019 eine Dividende auszuschütten hält die Erste Group fest. Allerdings wird aufgrund der Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) im laufenden Jahr kein Geld an die Aktionäre ausgeschüttet. Ursprünglich wollte die Erste Group 1,50 Euro je Aktie zahlen, die tatsächliche Höhe werde nun erst vor der auf den 10. November verschobenen Hauptversammlung entschieden. Die Bankenaufsicht der EZB empfiehlt den Instituten, wegen der Corona-Krise bis Jahresanfang 2021 auf die Auszahlung von Dividenden und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Damit soll es den Banken ermöglicht werden, drohende Verluste zu verkraften und die Wirtschaft zu unterstützen.