BERLIN (dpa-AFX) - Chinesische Investoren bereiten sich auf die nächste Übernahme in Deutschland vor. Ihr Ziel ist diesmal der Biotechkonzern Epigenomics aus Berlin, der sich auf Bluttests zur Früherkennung von Krebs spezialisiert hat. Rund 171 Millionen Euro will sich das der Investor kosten lassen. In der Pharmabranche hatten chinesische Investoren zuletzt bei der hessischen Firma Biotest zugeschlagen.

Die Beteiligungsgesellschaft Cathay Fortune International Company (CFIC) mit Sitz in Hongkong bietet 7,52 Euro je Aktie in bar, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Das entspricht einer Prämie von knapp 50 Prozent gegenüber dem gewichteten durchschnittlichen dreimonatigen Aktienkurs vor Bekanntgabe der geplanten Transaktion. Die Aktie von Epigenomics verteuerte sich daraufhin am Mittag um rund 2 Euro auf 7 Euro und blieb damit noch unter dem Übernahmeangebot.

CFIC ist bei Epigenomics keine Unbekannte: Im vergangenen November zeichnete die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung der Biotechfirma vollständig und beteiligte sich dabei mit rund 2 Prozent. Insgesamt halten chinesische Investoren - neben CFIC sind das die Gesellschaften Biochain mit 9,3 Prozent und Summitview Capital mit 4 Prozent - zuletzt mehr als 15 Prozent an Epigenomics. Biochain, größter Investor der Berliner, will sich außerdem an dem CFIC-Übernahmevehikel beteiligen.

Vorstand und Aufsichtsrat von Epigenomics unterstützten die Transaktion, hieß es weiter. Sie schaffe Wert für Aktionäre und stärke die langfristigen Aussichten von Epigenomics, erklärte deren Aufsichtsratschef Heino von Prondzynski. Epigenomics erhalte so Zugang zu den nötigen finanziellen Ressourcen, um die eigenen Produkte weltweit zu vermarkten, fügte Vorstandschef Greg Hamilton hinzu. Forschung und Entwicklung könnten ausgeweitet werden.

Die Übernahmevereinbarung sieht zum Beispiel Investitionen des Bieters von bis zu 6,46 Millionen Euro zur Erfüllung des kurzfristigen Finanzierungsbedarf vor. Die Strategie soll unverändert, Rechts- und Firmensitz sollen in Berlin bleiben. Ein Stellenabbau steht nicht zur Debatte.

Die Mindestannahmeschwelle für das Übernahmeangebot liege bei 75 Prozent, hieß es weiter. Die Angebotsfrist soll voraussichtlich im Mai beginnen und die Transaktion im Sommer abgeschlossen werden.

Das Hauptprodukt des Biotechunternehmens ist bislang ein Bluttest zum Darmkrebs-Screening, welches in den USA zugelassen ist und bereits in Europa und China vermarktet wird. Epigenomics schreibt dabei Verluste. Im vergangenen Jahr stieg etwa der Nettofehlbetrag wegen höherer Kosten auf 11,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen ebenfalls am Mittwoch mitteilte. Im Vorjahr lag das Minus bei 9 Millionen Euro. Der Umsatz wurde mit 4,2 Millionen Euro verdoppelt.

Für das laufende Jahr erwartet Epigenomics einen Umsatz in etwa auf Vorjahreshöhe sowie einen höheren operativen Verlust wegen steigender Vermarktungskosten./nas/jha/fbr