- von Vera Eckert und Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Der Konzern - der größte Investor der Energiewende in Deutschland - werde im zweiten Quartal eine Einheit für Energiesysteme gründen, das zunächst über 50 Mitarbeiter verfügen solle, sagte Tennet-Vorstandschefin Manon van Beek am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Diese sollten unter anderem Studien erstellen, mit deren Hilfe Kosten der Steuerzahler für den Netzausbau begrenzt werden könnten. Auch die geplanten Maßnahmen der Energiewende sollten dort laufend überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. An der Spitze der Einheit, die für weitere Firmen offen sein soll, stehe der aus Deutschland stammende Tennet-Manager Peter Hoffmann.

Der zu 100 Prozent dem niederländischen Staat gehörende Konzern hatte vor zehn Jahren das deutsche Übertragungsnetz von E.ON übernommen - das größte hierzulande. Für die Energiewende müssen die Trassen in Deutschland insgesamt modernisiert und ausgebaut werden. Allein in Deutschland geht Tennet für die nächsten zehn Jahre von Investitionen von insgesamt 23 Milliarden Euro aus, in den Niederlanden von zwölf Milliarden. Die Steuerzahler und Verbraucher müssen dafür die Zeche zahlen. Der Ausbau des oft schwankenden Ökostroms aus Wind und Sonne ist politisch gewollt, zwingt die Netzbetreiber aber häufig zu stabilisierenden Maßnahmen, die die Stromkunden ebenfalls berappen müssen. Im vergangenen Jahr habe die Summe dafür im deutschen Tennet-Netz etwa wie im Vorjahr 925 Millionen Euro betragen, berichtete van Beek.

Chancen für eine wesentliche Reduzierung dieser Kosten sieht die Managerin derzeit nicht. Umso wichtiger ist es, dass der schleppende Ausbau der Netze beschleunigt wird. Darauf hatte am Dienstag auch E.ON-Chef Johannes Teyssen auf dem "Handelsblatt Energiegifpel 2020" in Berlin verwiesen, auf dem auch die Tennet-Chefin sprach. Deutschland und die Niederlande arbeiteten nach ihrer Einschätzung bei der Energiewende bereits eng zusammen. Dies könne auf weitere Länder ausgeweitet werden. Deutschland solle seine EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr nutzen, um die Planungen zum Netzausbau in Europa stärker voranzutreiben. Dies sei notwendig, um den von EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagenen "Green Deal" zu unterstützen, der unter anderem Milliardensummen zum Ausbau umweltfreundlicher Technologien vorsieht.