Domat/Ems (awp) - Die Ems-Gruppe bekommt den Gegenwind aus der Konjunktur zu spüren. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten um 5,4 Prozent auf 1,67 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.

Auch der starke Franken schlug zu Buche. In lokalen Währungen wäre der Umsatz lediglich um 3,5 Prozent gesunken. Gewinnzahlen gibt Ems zu den ersten neun Monaten jeweils nicht bekannt.

Zu schaffen machen dem Unternehmen von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher die Bremsspuren in der Autoindustrie, die mehr als 60 Prozent des Umsatzes beisteuert. Die Autoindustrie, welche die hochleistungsfähigen Kunststoffe von Ems als leichtere Alternative zu Stahl und Co. einsetzt, leidet unter der Nachfrageflaute der Kunden.

Handelskonflikte als Belastung

Die immer wieder aufflammenden Handelskonflikte verschiedener Staaten würden die Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten zunehmend drücken und zu Unsicherheiten in den globalen Lieferketten führen, schrieb Ems in einem Communiqué. In der Folge sei die Konsum- und Investitionsbereitschaft besonders in China und Europa deutlich gesunken. Auch in den USA seien erste Zeichen einer Verunsicherung festzustellen.

Insbesondere in den Sommermonaten hätten die Unternehmen ihre Produktion und ihre Lagerbestände reduziert. "Die Autoindustrie in China verzeichnete weiterhin erhebliche Rückgänge", schrieb das Unternehmen: "Aufgrund der starken Spezialitätenposition mit innovativen Neugeschäften und dem frühzeitigen, entschiedenen Handeln auf der Kostenseite gelang es Ems, das Betriebsergebnis zu sichern."

Ems habe sich bereits sehr früh auf einen Konjunkturabschwung eingestellt. Seit Anfang 2018 seien umfangreiche Effizienzverbesserungsprogramme umgesetzt worden. Überdies habe man ein Beschleunigungsprogramm für zusätzliche Neugeschäfte lanciert. "Mitarbeiter der Forschung, der Entwicklung und des Verkaufs erhöhten ihr Arbeitspensum auf freiwilliger Basis", schrieb Ems.

Erwartungen verfehlt

Ems setzte in den ersten neun Monaten in seinen beiden Sparten weniger um. Das deutlich umsatzstärkere Segment Hochleistungspolymere erzielte einen Erlös von 1,48 Milliarden Franken. Das sind 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr, auch wenn der Bereich Spezialitäten weiter gewachsen sei.

Im Segment Spezialchemikalien schrumpfte der Umsatz gar um 11,4 Prozent auf 198 Millionen Franken. Man habe diesen Rückgang aufgrund der schlechteren Wirtschaftslage erwartet, schrieb Ems. Auch das Ergebnis sei gesunken.

Mit den vorgelegten Zahlen hat das Unternehmen die Prognosen der Analysten verfehlt. Diese hatten den Umsatz im Durchschnitt (AWP-Konsens) bei 1,69 Milliarden Franken erwartet. Für die Hochleistungspolymere lag der AWP-Konsens für den Umsatz bei 1,49 Milliarden, für die Spezialchemikalien bei 205 Millionen Franken.

EBIT auf Vorjahresniveau erwartet

EMS rechnet weiterhin mit einer anhaltend schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung. "Aufgrund der aktuellen wirtschaftspolitischen und finanzpolitischen Ausgangslage sind keine wirksamen Stimulierungsmassnahmen für die globale Konjunktur zu erwarten. Instabilitäten sind nicht auszuschliessen", schrieb das Unternehmen.

Der Ausbaus der Spezialitäten im Hauptbereich der Hochleistungspolymere werde weiterverfolgt. Der hohe Bedarf der Kunden nach Kosten- und CO2-Einsparungen komme Ems mit seiner starken Erfahrung im Metallersatz entgegen.

Für das Gesamtjahr 2019 erwartet Ems weiterhin ein Betriebsergebnis (EBIT) auf Vorjahresniveau. Erstmals seit Martullo den Konzern leitet, also erstmals seit 15 Jahren, verzichtet die Gruppe aber seit Juli auf die Nennung einer Umsatzprognose für das laufende Jahr.

2018 hatte das Unternehmen einen Umsatz von 2,32 Milliarden Franken und einen EBIT von 620 Millionen Franken erzielt.

jb/rw