Nachdem das Unternehmen im Frühjahr zwei Studien mit der Substanz als erfolglos stoppte, plant Biogen nun sogar einen Zulassungsantrag für den Antikörper bei der US-Gesundheitsbehörde FDA. In der Zwischenzeit seien mehr Daten verfügbar, eine neue Analyse habe ein positives Ergebnis für eine der beiden Studie ergeben, teilten Biogen zusammen mit seinem japanischen Entwicklungspartner Eisai am Dienstag mit. Bei den Patienten, die eine hohe Dosis Aducanumab erhielten, hätten sich deutliche Vorteile etwa für das Gedächtnis, die Orientierung und die Sprache gezeigt. Den Zulassungsantrag will der Konzern Anfang 2020 einreichen.

Biogen-Aktien legten an der Wall Street um rund 35 Prozent zu. Analyst Brian Skorney vom Investmenthaus Baird warnte allerdings, dass eine Zulassung des Mittel durch die FDA sehr unwahrscheinlich sei. Biogen habe noch einen steilen Weg vor sich, die Behörde zu überzeugen, dass diese Ergebnisse mehr als ein Zufall waren, erklärte er. Skeptisch zeigte sich auch Brian Abrahams von RBC Capital Markets angesichts der unterschiedlichen Daten. Nach seiner Einschätzung ist Biogen verzweifelt auf der Suche nach Wachstumstreibern.

Bislang gibt es keine wirksame Therapie für die schnell fortschreitende Demenzerkrankung, bei der sich im Gehirn der Betroffenen Eiweißklumpen ansammeln, die die Nervenzellen schädigen. Gegenwärtige Medikamente können lediglich die Symptome lindern. Weltweit leiden nahezu 50 Millionen Menschen an einer Demenz und jährlich werden zehn Millionen neue Erkrankungen diagnostiziert. Alzheimer ist die häufigste Form der Erkrankung.

Zahlreiche Pharmakonzerne mussten in diesem Forschungsfeld bereits Misserfolge verkraften. So scheiterte etwa der Schweizer Pharmariese Roche Anfang des Jahres mit seinem Hoffnungsträger Crenezumab, Rückschläge mussten auch schon Eli Lilly, AstraZeneca, Johnson & Johnson oder Merck & Co verdauen. Pfizer stellte seine Entwicklung von Medikamenten gegen Alzheimer und Parkinson sogar ganz ein.

Nach Angaben von Biogen wäre Aducanumab bei einer Zulassung das erste Medikament, das das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung verlangsamt. Es wäre zudem die erste Therapie, die zeigt, dass eine Entfernung von Beta-Amyloid - eine der beiden charakteristischen Eiweißablagerungen für die Alzheimer-Krankheit - zu besseren klinischen Ergebnissen führt, teilte der Konzern mit. Aducunumab ist ursprünglich vom Schweizer Biotechunternehmen Neurimmune zusammen mit Forschern an der Universität Zürich entwickelt und 2007 an Biogen lizenziert worden. Seit 2017 arbeiten Biogen und Eisai gemeinsam an dem Projekt.