Zürich (awp) - Die Vermögensverwaltungsbank EFG International zieht einen Schlussstrich unter die mehrjährige Integration der Tessiner Privatbank BSI und weist für 2018 wieder schwarze Zahlen aus. Nachdem in der Folge der Fusion mehr Gelder abgeflossen sind als vorgesehen, will die EFG in den kommenden Jahren nun das Wachstum forcieren.

Die EFG komme aus der BSI-Übernahme gestärkt heraus, gab sich EFG-Chef Giorgio Pradelli am Mittwoch bei der Präsentation der Jahreszahlen 2018 in Zürich überzeugt. Hatte die Integration der Tessiner Bank 2017 noch einen Verlust von 59,8 Millionen Franken verursacht, so schrieb die Bank 2018 wieder einen IFRS-Reingewinn von 70,3 Millionen Franken. Der um Integrationskosten und weitere Sonderfaktoren bereinigte Gewinn verbesserte sich gar um 16 Prozent auf 191,8 Millionen.

AuM unter Druck

Weiter unter Druck standen allerdings die verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM), die Ende 2018 mit 131,2 Milliarden Franken deutlich unter dem Vorjahreswert (142,0 Milliarden) ausfielen. Ein guter Teil des Rückgangs war allerdings auf die Einbrüche an den Aktienmärkten in den letzten beiden Monaten 2018 zurückzuführen - per Ende Februar 2019 hatten sich die AuM entsprechend wieder auf rund 135 Milliarden erholt.

Aufgrund der BSI-Integration flossen aber auch erneut Gelder in Höhe von 4,6 Milliarden (Vorjahr 8,2 Milliarden) ab - diese Abflüsse seien von der Bank aufgrund von Risikoerwägungen gewollt, betonte der EFG-Chef. Die Abflüsse wurden auch im Jahr 2018 nur teilweise durch Neugeldzuflüsse in Höhe von 2,5 Milliarden Franken kompensiert. Schwach zeigte sich vor allem der Heimmarkt Schweiz.

Fusionsbedingte Abflüsse werde es in den kommenden Jahren nicht mehr geben, sagte Pradelli. Insgesamt sei die Bereinigung der BSI-Vermögen in der Folge der Fusion aber stärker ausgefallen, als von den EFG-Verantwortlichen erwartet, räumte der CEO ein: Schlussendlich habe sich die EFG seit 2016 von Vermögen in Höhe von 16 Milliarden Franken getrennt.

Synergien

Getrieben wurde die Verbesserung der Gewinnzahlen nicht zuletzt von weiteren Kostenverbesserungen. Kumuliert habe die EFG aus der BSI-Integration nun bereits Kostensynergien von 187 Millionen Franken erreicht und damit das eigene Ziel von 180 Millionen übertroffen, betonten die Verantwortlichen. Bis Ende 2019 soll die Kostenbasis um die vollen angepeilten 240 Millionen gesenkt sein.

Wenig dynamisch zeigte sich dagegen die Ertragsseite nach einem scharfen Rückgang der Kundenaktivitäten im zweiten Halbjahr 2018. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis lag noch bei 82,9 Prozent und war damit deutlich schlechter als die eigene Zielvorgabe von 70 Prozent.

Neue Kundenberater

Für die Periode 2019-2022 will sich die Bank nun auf "profitables Wachstum" und Investitionen in ausgewählten Märkten fokussieren. Die Verantwortlichen haben entsprechend das Ziel für das Neugeldwachstum auf 4 bis 6% (bisher 3 bis 6%) hochgesetzt. Zum Wachstum beitragen solle nicht zuletzt die jährliche Anstellung von rund 70 bis 100 neuen Kundenberatern. Im Jahr 2018 hatte die Bank noch insgesamt 39 Berater neu eingestellt.

Zu weiteren Wachstumsinitiativen zählten die Verantwortlichen auch die für 2019 vorgesehen Eröffnungen von Zweigstellen in Mailand, in Portugal und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Brasilien solle zudem die Partnerschaft mit der BTG ausgebaut werden.

Im Blickfeld bleiben zudem Akquisitionen: Am Mittwoch gab die Bank die Übernahme von 51 Prozent am australischen Finanzdienstleister Shaw and Partners bekannt, der Vermögen von rund 11,4 Milliarden Franken verwaltet. Für den Mehrheitsanteil bezahlt die EFG rund 44 Millionen Franken.

Abgänge im Verwaltungsrat

Zu Änderungen kommt es zudem im EFG-Verwaltungsrat: Die bisherigen Mitglieder Michael Higgin, Daniel Zuberbühler und Fong Seng Tee stellen sich an der kommenden Generalversammlung im April nicht mehr zur Wiederwahl. Alle anderen Verwaltungsratsmitglieder treten dagegen erneut an, unter ihnen VR-Präsident John Williamson.

Am Aktienmarkt zeigte sich die EFG-Aktie am Mittwoch nach kritischen Marktkommentaren mit -0,8 Prozent leicht unter Druck, damit aber immer noch ziemlich stabil. Dazu dürfte auch die um 5 Rappen angehobene Dividende von 0,30 Rappen pro Aktie beigetragen haben.

tp/pre